Das bürgerliche Lager verliert einen Hoffnungsträger. Nicht erst jetzt. Und nicht zum ersten Mal. Was bleibt nun von der türkisen Ideologie?
Im Abgang erinnerte Sebastian Kurz an Karl-Theodor zu Guttenberg. Dieser war in Deutschland Hoffnungsträger für eine neue politische Bürgerlichkeit gewesen – moderner, weltgewandter, eloquenter, sympathischer. Angela Merkel sah gegen ihn alt aus.
Auch die ÖVP sah alt aus, bevor Sebastian Kurz kam. Seine stärkste Zeit hatte er eigentlich, als er noch nicht ÖVP-Chef, als er kurz davor war. Also zu jener Zeit, in der die Umfragen – die echten und die möglicherweise frisierten – steil nach oben zeigten. Als im bürgerlichen Milieu alle – die Unternehmer, die Christlich-Sozialen, die Neos-Wähler von 2013, die ÖVP-Stammwähler, die Jungen, die Frauen, die Senioren – ihre verschiedensten Hoffnungen in ihn setzen konnten. Es war die Zeit, als sein alljährliches „Punsch & Maroni“-Treffen überrannt wurde, also mutmaßlich jeder, der eine Einladung hatte, auch hinging. Das hielt in der Zeit der Kanzlerschaft auch noch an.