Atomstrom wird jetzt „grün“ etikettiert und Gaskraft vorübergehend auch. Anders wird das mit der Energiewende nichts, findet die EU-Kommission. Nicht nur in Wien herrscht Empörung.
Es war eine feine Ironie: Während in Deutschland zum Jahreswechsel drei weitere Atomkraftwerke für immer vom Netz gingen, verschickte die EU-Kommission einen 60-seitigen Entwurf, in dem sie die Kernenergie als grün und nachhaltig einstuft und vorübergehend auch die Gaskraft. Oder anders: Während Deutschland aus der Kernenergie aussteigt – die letzten Reaktoren werden Ende 2022 abgeschaltet – steigt die EU-Kommission ein. Sie will die Energiewende auch mithilfe der Atomkraft vollziehen.
Das ist der Kern des Entwurfs, den die EU-Kommission wohl nicht zufällig kurz vor Silvester, gegen 22 Uhr, versandte, als die Aufmerksamkeit kleiner war als sonst. Von einem „Silvesterkracher“ schrieb die „Süddeutsche Zeitung“. Aber der Knall war erwartet worden. Seit Jahren schon spaltet die Kernkraft den Kontinent. Aus Wien und Berlin hagelt es nun Kritik, von Umweltverbände sowieso. Sie empörten sich über das „atomare Neujahrsbaby“. Fragen und Antworten.