Ukraine-Konflikt

Biden will US-Truppen nach Osteuropa verlegen

Auf Anordnung von US-Präsident Biden hin waren am Montag 8500 Soldaten in den USA in erhöhte Bereitschaft versetzt worden, um bei Bedarf eine schnelle Verlegung zu ermöglichen.
Auf Anordnung von US-Präsident Biden hin waren am Montag 8500 Soldaten in den USA in erhöhte Bereitschaft versetzt worden, um bei Bedarf eine schnelle Verlegung zu ermöglichen.APA/AFP/GETTY IMAGES/JEFF SWENSE
  • Drucken

Einen Befehl und konkrete Details zur Verlegung von US-Soldaten in osteuropäische Nato-Staaten gibt es noch nicht. Auch Großbritannien erwägt unterdessen die Entsendung frischer Truppen - um die Nato-Verteidigung zu stärken, wie es aus Regierungskreisen heißt.

Die USA werden nach Angaben von Präsident Joe Biden wegen der Ukraine-Krise bald zusätzliche US-Truppen in die osteuropäischen Nato-Staaten verlegen. Es gehe dabei um "nicht zu viele" Soldaten, schränkte Biden allerdings ein. Er machte keine genaueren Angaben dazu, um wie viele Soldaten es sich handeln könnte und wohin genau sie wann verlegt werden könnten. Auch Großbritannien erwägt unterdessen die Entsendung frischer Truppen.

Damit könnte die Nato-Verteidigung verstärkt werden, hieß es in der Nacht auf Samstag aus Regierungskreisen in London. Premierminister Boris Johnson werde am Wochenende diese Maßnahmen "zur Eindämmung der wachsenden russischen Aggression in der Region" prüfen. Die Zeitung "Times" berichtete, möglich seien mehr Soldaten für Osteuropa, aber auch mehr Kampfflugzeuge und Kriegsschiffe.

Johnson will in Krisenregion reisen

Johnson will bald in die Gegend reisen und auch mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin telefonieren. Ein genaues Reiseziel wurde vorerst nicht genannt. Begleitet werde er von Außenministerin Liz Truss, die einen Besuch in der Ukraine plant und innerhalb der kommenden zwei Wochen auch Moskau besuchen will.

Aus Regierungskreisen verlautete weiter, dass das britische Außenministerium am Montag seine Sanktionen gegen Russland verschärfen wolle. Damit sollten die "strategischen und finanziellen Interessen" Russlands getroffen werden, hieß es.

Einem Bericht der "Times" zufolge sind die USA besorgt, dass London keine scharfen wirtschaftlichen Maßnahmen gegen Moskau beschließen kann. Denn Großbritannien toleriere seit Jahren verdächtige Investitionen aus Russland. Vor allem in London stecke viel Geld russischer Oligarchen mit engen Beziehungen zum Kreml. Würden diese Summen wegen britischer Sanktionen abgezogen, könnte dies die Finanzmetropole heftig treffen.

Der britische Verteidigungsminister Ben Wallace warnte, Russland könne versuchen, mithilfe von massiven Cyberattacken sowie der Veröffentlichung kompromittierender oder schädlicher Informationen den Westen zu spalten und Verwirrung zu stiften. Wallace reist kommende Woche zu Gesprächen nach Ungarn, Slowenien, Tschechien und Kroatien.

Warnungen vor möglicher russischer Invasion

Die US-Regierung warnte einmal mehr mit drastischen Worten vor den Folgen einer möglichen russischen Invasion. Man glaube aber nicht, dass Präsident Putin den endgültigen Beschluss gefasst habe, die nahe der Grenze zur Ukraine zusammengezogenen Kräfte einzusetzen, sagte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin am Freitag im Pentagon.

Auf Anordnung von US-Präsident Biden hin waren am Montag 8500 Soldaten in den USA in erhöhte Bereitschaft versetzt worden, um bei Bedarf eine schnelle Verlegung zu ermöglichen. Biden hatte betont, es handle sich um eine Vorsichtsmaßnahme, um Sorgen der osteuropäischen Nato-Mitglieder zu begegnen. Es würden keine US-Soldaten in die Ukraine geschickt.

Sanktionen gegen große russische Banken?

Für den Fall eines russischen Einmarsches in die Ukraine befassen sich die USA nach Informationen der "New York Times" mit Plänen, russische Banken härter als je zuvor mit Sanktionen zu treffen. Die Strafmaßnahmen könnten die russische Wirtschaft weit über frühere westliche Sanktionen hinaus stören, schrieb das Blatt am Freitag (Ortszeit) unter Berufung auf Personen, die sich mit dem Thema beschäftigten. Es gehe um Pläne, einige der größten Finanzinstitute Russlands mit Sanktionen zu belegen.

Demnach würde im Fall der Fälle das US-Finanzministerium ausgewählte russische Banken auf eine entsprechende Sanktionsliste setzen und damit US-amerikanischen Institutionen und Personen die Zusammenarbeit mit ihnen untersagen. Weil ein so großer Teil des internationalen Handels mit dem US-Bankensystem verbunden sei, wären diese Banken faktisch auch international abgeschnitten. In den vergangenen Wochen sei eine Liste mit Dutzenden privaten und staatlichen russischen Banken und Finanzinstituten in Washington kursiert.

Eine Abschottung großer russischer Banken vom internationalen Bankgeschäft hätte weitreichende Folgen für alle Ebenen der russischen Wirtschaft, schrieb die "New York Times" weiter. Die Strafmaßnahmen von 2014, als sich Russland die ukrainische Halbinsel Krim am Schwarzen Meer einverleibt hatte, seien im Vergleich kleinteiliger gewesen und hätten sich vor allem gegen die Eliten rund um den russischen Präsidenten Putin gerichtet.

(APA/dpa)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

FILE PHOTO: The logo of the Nord Stream 2 gas pipeline project is seen on a pipe at the Chelyabinsk pipe rolling plant in Chelyabinsk, Russia
Ukraine-Konflikt

US-Regierung: Einmarsch in Ukraine bedeutet Aus für Nord Stream 2

Kommende Woche tritt im Ukraine-Konflikt der UN-Sicherheitsrat zusammen. In einem Telefonat mit Macron warf Putin dem Westen erneut vor, die "Sicherheitsbedenken" seines Landes zu ignorieren.
Analyse

Putin lässt die Ukraine und den Westen zappeln

Moskau reagiert kühl auf die schriftliche Abfuhr der Nato und der USA. Das Dialogfenster bleibt anscheinend noch zwei Wochen offen.
BELARUS - JANUARY 24, 2022: Servicemen are seen after unloading military equipment and hardware of artillery detachments
Kriegsgefahr im Osten

Kreml: US-Antwort zu wichtigstem Punkt in Megakrise "negativ"

Nach dem Einlangen von Antwortschreiben der USA und der Nato auf Russlands Forderungen nach Sicherheitsgarantien ist Moskau nicht sehr zufrieden. Man will aber weiter verhandeln und setzt sogar Gesten der Beschwichtigung. Der Truppenaufmarsch hält indes angeblich an.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.