Kriegsrhetorik

Risiko "hoch": Nato-Chef warnt vor "totaler Invasion" der Ukraine

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg
Nato-Generalsekretär Jens StoltenbergAPA/AFP/POOL/DANIEL LEAL
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Die Warnungen werden immer schriller. Auch die USA halten einen russischen Angriff auf die Ukraine „jederzeit“ für möglich - auch noch während der Olympischen Winterspiele.

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat am Freitag in Rumänien eine laute Warnung abgesetzt. Der Norweger hat dort  das Risiko eines bewaffneten Konflikts in Europa und einer "totalen Invasion der Ukraine" durch Russland als "hoch, sehr hoch" eingeschätzt. Wobei viele Experten davon ausgehen, dass zumindest momentan Russland für eine solche  „totale Invasion“ noch deutlich zu wenig Kräfte zusammengezogen hat.

Anlässlich eines Besuches des südostrumänischen Luftwaffenstützpunktes Mihail Kogalniceanu sprach Stoltenberg auch erneut von einem "gefährlichen Moment für die europäische Sicherheit“. Russland sei aufgefordert, auf Dialog und "politische Lösungen" zu setzen und sich um Deeskalation zu bemühen, sagte Stoltenberg bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Rumäniens Staatspräsident Klaus Johannis.

Der Nato-Generalsekretär hob abermals hervor, dass das Verteidigungsbündnis "keine Bedrohung für Russland" darstellt, jedoch auch "keine Kompromisse" eingehen werde, und bestätigte zudem, dass die Nato plant, ihre Präsenz im östlichen Bündnisgebiet weiter zu verstärken, einschließlich durch multinationale Kampfgruppen (battle groups).

USA: Olympia kein Garant für russische Zurückhaltung

Ein russischer Einmarsch in die Ukraine ist nach Einschätzung der US-Regierung "jederzeit" möglich. Auch während der noch bis zum 20. Februar andauernden Olympischen Winterspiele in Peking sei eine solche Invasion denkbar, warnte Außenminister Antony Blinken am Freitag bei einem Besuch in Australien. US-Präsident Joe Biden hatte US-Bürger zuvor zum sofortigen Verlassen der Ukraine aufgefordert. Moskau kündigte unterdessen weitere Militärübungen an.

Russland setze die Truppenmobilisierung an der ukrainischen Grenze weiter fort, betonte Blinken. Mit seiner Warnung vor einem auch kurzfristig möglichen Einmarsch Russlands in die Ukraine widersprach Blinken Einschätzungen, wonach Moskau während der Olympischen Winterspiele in Peking auf einen solchen Angriff verzichten könnte, um den Verbündeten China nicht zu verärgern. Bei der Eröffnung der Olympischen Winterspiele am 4. Februar hatten Kreml-Chef Wladimir Putin und sein chinesischer Kollege Xi Jinping auch außenpolitisch Geschlossenheit demonstriert.

Russland kündigte am Freitag weitere Militärübungen an der Grenze zum Nachbarland an. 400 Soldaten nähmen an einer "taktischen Übung" in der Region Rostow teil, teilte das russische Verteidigungsministerium mit. Bei den Manövern kämen auch rund 70 Militärfahrzeuge, darunter Panzer, sowie Drohnen zum Einsatz. Ziel sei das Training für den "Kampfeinsatz".

Biden: Ukraine „jetzt“ verlassen

Biden rief US-Bürger am Donnerstag in einem voraufgezeichneten Interview mit dem US-Sender NBC auf, die Ukraine "jetzt" zu verlassen. Washington werde unter keinen Umständen US-Truppen in die Ukraine schicken, auch nicht zur Rettung von US-Bürgern im Falle einer russischen Invasion, warnte er. Dies würde "einen Weltkrieg" auslösen, sagte Biden. "Wenn Amerikaner und Russen anfangen, aufeinander zu schießen, befinden wir uns in einer ganz anderen Welt."

(APA)

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