Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussieht: Die Konservativen stecken – auch nach dem Rücktritt Boris Johnsons – in massiven Schwierigkeiten. Vor allem, weil die Partei jüngeren Briten wenig zu bieten hat.
London. Wenn man im vergangenen halben Jahr von der Krise der Tory-Partei sprach, dann war damit vor allem ein Mann gemeint: Boris Johnson. Der Premier machte aufgrund der Party-Affäre negative Schlagzeilen am laufenden Band, mit seinen Lügen und seiner Selbstherrlichkeit drohte er die gesamte konservative Partei in Verruf zu bringen. Das war der Grund dafür, dass er am Ende von seinen eigenen Kollegen gestürzt wurde: Einer, der die Wahlchancen der Tories vermasselt, darf nicht Parteichef bleiben. Aber die Krise der Konservativen geht über die Persönlichkeit Boris Johnsons hinaus. Sein Nachfolger oder seine Nachfolgerin wird auf Dauer dieselben Probleme haben wie der britische Noch-Regierungschef.
Wahlsieg wegen Brexit
Auf den ersten Blick mögen die Tories nicht wie eine Partei in der Krise erscheinen. Der Wahlsieg vom Dezember 2019 war der größte Triumph seit Jahrzehnten, noch immer verfügt die Partei über eine satte Mehrheit im Unterhaus. Aber die Wahl drehte sich vor allem um ein Thema: Die Frage des Austritts Großbritanniens aus der EU, der drei Jahre nach dem Referendum noch immer nicht umgesetzt war, überschattete alles andere.