Chemie

Nobelpreis für ein geniales Tool zum Bau von Molekülen

Die Szenerie in Stockholm.
Die Szenerie in Stockholm.(c) IMAGO
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Zwei Männer und eine Frau teilen sich den diesjährigen Nobelpreis für Chemie. Einer aus der Gruppe, Barry Sharpless, bekommt den Preis gar zum zweiten Mal.

Die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften in Stockholm hat drei neue Nobelpreisträger bekannt gegeben: Den Preis für Chemie teilen sich Carolyn R. Bertozzi (USA), Morten Meldal (Dänemark) und K. Barry Sharpless (USA) für die so genannte "Click-Chemie“. Also für die Entwicklung von Methoden zum zielgerichteten Aufbau von Biomolekülen. Ein "geniales Werkzeug“ nannte die Akademie das Tool.

Für den 81-jährigen Sharpless ist es bereits der zweite Nobelpreis, er erhielt die Auszeichnung schon 2001. Außer ihm ist es erst vier weiteren Wissenschaftlern gelungen, den Nobelpreis zweimal zu bekommen: John Bardeen, Marie Skłodowska Curie, Linus Pauling and Frederick Sanger.

Sharpless prägte um das Jahr 2000 den Begriff der "Click-Chemie", einfache und zuverlässige Reaktionen, die schnell ablaufen und bei denen unerwünschte Nebenprodukte vermieden werden. Unabhängig voneinander stellten Sharpless und Morten Meldal (68) von der Universität Kopenhagen kurz darauf das "Kronjuwel der Click-Chemie vor: die kupferkatalysierte Azid-Alkin-Cycloaddition", begründet das Nobelkomitee die Zuerkennung. Diese elegante und effiziente chemische Reaktion sei inzwischen weit verbreitet und werde unter anderem bei der Entwicklung von Arzneimitteln, bei der Kartierung der DNA und bei der Herstellung von Materialien eingesetzt.

Carolyn Bertozzi (55) habe die Click-Chemie dann in eine neue Dimension geführt und damit begonnen, sie in lebenden Organismen einzusetzen. Sie entwickelte Click-Reaktionen, sogenannte "bioorthogonale Reaktionen", die im Inneren lebender Organismen funktionieren und dort ablaufen, ohne die normale Chemie der Zelle zu stören. Diese Reaktionen werden laut Nobelkomitee nun weltweit eingesetzt, um Zellen zu erforschen und biologische Prozesse zu verfolgen. Mit Hilfe bioorthogonaler Reaktionen sei die Zielgenauigkeit von Krebsmedikamenten verbessert worden, die bereits in klinischen Versuchen getestet werden.

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