Die Wienerin Florentina Holzinger macht mit „Ophelia's Got Talent“ in Deutschland Furore.
Am Ende standen alle im Theatersaal und klatschten. Auf der Bühne tanzten nackte Frauen, zwischen ihnen ein paar Mädchen in Neoprenanzügen, dahinter ein Swimmingpool, der in den vergangenen zwei Stunden nicht nur in Kunstblut getränkt wurde. Eine Dame mit grauen Haaren nimmt ein frisches Tattoo mit: Sie ließ es sich auf der Bühne – die im Laufe des Abends unter anderem angezündet wurde – stechen. Was auch immer da passiert war, das Berliner Publikum liebte es.
Nicht nur für Menschen, die zum ersten Mal ein Stück der österreichischen Theatermacherin Florentina Holzinger sehen, ist schwer einzufangen, was sich in ihrem jüngsten Werk, „Ophelia's Got Talent“, abspielt. Klar, es geht um Wasser. Und um zugehörige, von Männern erdachte Frauenbilder – von Shakespeares schöner Wasserleiche Ophelia bis hin zu Leda, die von Zeus in Schwanengestalt geschwängert wurde. Der Beipackzettel zum Stück erklärt: Es war eine Vergewaltigung. Das ist der Rahmen des Theaterabends. Erklärt wird wenig, dafür viel gezeigt. Wie bei Holzinger üblich, stehen nur Frauen auf der Bühne, meist nackt. Ein Ensemble aus Schauspielerinnen und Akrobatinnen, die hart trainiert haben. Zum Beispiel für die sogenannte „Iron Jaw“, den Eisenkiefer: Ein Kunststück, bei dem sich eine der Künstlerinnen mit ihren Zähnen in ein Seil verbeißt – und nur daran meterhoch gezogen wird, wie ein Fisch, der an einer Angel aus dem Meer gehievt wird. Eine andere Darstellerin treibt sich auf der Bühne einen Metallhaken durch die Wange.