Analyse

"Blackbox": Wie Wahlärzte kontrolliert werden sollen

Besuch beim Hausarzt - Symbolfotos
Besuch beim Hausarzt - Symbolfotos(c) Robin Utrecht / Action Press / picturedesk.com
  • Drucken
  • Kommentieren

Durch die geplante Anbindung an das E-Card-System will die Österreichische Gesundheitskasse Einblick in die Behandlungen und Rezepte erlangen – und sich in diese einmischen, wenn sie das für notwendig erachtet.

Er lässt keine Gelegenheit aus, um seiner Minimalforderung Nachdruck zu verleihen – nämlich die E-Card-Anbindung der Wahlärzte. „Alle Wahlärzte sollten an das E-Card-System angebunden sein und sich die Lesegeräte selbst bezahlen. Derzeit verwenden nur 460 Wahlärzte dieses System. Wahlärzte sind eine Blackbox, wir wissen nicht, was sie machen“, sagte Andreas Huss, Obmann der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) vor ein paar Monaten zur „Presse“. Zuletzt wiederholte er diese Forderung in der ORF-„Pressestunde“ am Sonntag.

Im erneuten „Presse“-Gespräch nennt er die E-Card-Anbindung sogar als Bedingung dafür, das Wahlärztesystem weiterhin zu tolerieren. Denn eigentlich wäre es ihm am liebsten, wenn es gar keine Wahlärzte gebe. Sagt er jedenfalls. Ob er das auch so meint, ist zweifelhaft, denn die ÖGK profitiert von Wahlärzten, schließlich reichen viele Patienten ihre Honorarnoten gar nicht erst ein, um jene 80 Prozent des Tarifs rückerstattet zu bekommen, den ein Arzt mit Kassenvertrag für die gleiche Leistung erhält. Der bürokratische Aufwand ist ihnen zu hoch, um im Schnitt 20 bis 40 Euro zurückzubekommen.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Wahlärzte

"Vorsätzlicher Rufmord": Scharfe Kritik an Obmann der Gesundheitskasse

Die Österreichische Ärztekammer wirft Andreas Huss, Obmann der Österreichischen Gesundheitskasse, „Alibi-Attacken“ und „Willkür“ vor. Seine „klassenkämpferischen Äußerungen“ würden Vertrauen nachhaltig zerstören.
Zu viele Praxen von Wahlärzten würden kaum etwas zur Versorgung der Bevölkerung beitragen, daher will ÖGK-Obmann Andreas Huss das Wahlarztsystem auf neue Beine stellen (Archivbild).
Interview

Kassen-Obmann: "Hälfte der Wahlärzte für Versorgung nicht relevant"

Andreas Huss, Obmann der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK), fordert Mindestöffnungszeiten für Wahlarzt-Ordinationen und ihre Anbindung an das E-Card-System. Wer das nicht will, solle als reiner Privatarzt weitermachen.
Arztpraxis
Medikamente

Rezepten per E-Mail und Fax droht endgültiges Aus

Die zu Beginn der Pandemie eingeführte Sonderregelung wird nicht verlängert. Ärzte und Patienten sind ratlos über die Entscheidung des Gesundheitsministeriums, das sie mit Datenschutz rechtfertigt.
Analyse

Angriff auf Wahlärzte: Täuschen und tarnen

De facto nicht umsetzbare Forderungen zu stellen gehört zu den Wesensmerkmalen politischer Kommunikation. Was zählt, ist die Haltung, nicht die Aktion.
Ordinationen

Wahlarzt Rainer: "Ständiger Zeitdruck führt zu Fließbandmedizin"

Lungenfacharzt Gernot Rainer betreibt seit 2013 eine private Ordination in Wien. Kassenärzte sind für ihn dennoch das „Rückgrat der Versorgung im niedergelassenen Bereich".

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.