Coronavirus

Die Folgen der chinesischen Covid-Kehrtwende

Scene of Beijing People wearing face masks walk through a departure lobby of Beijing Capital International Airport on De
Scene of Beijing People wearing face masks walk through a departure lobby of Beijing Capital International Airport on De(c) IMAGO/Kyodo News
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Während die AUA-Mutter Lufthansa China nun häufiger anfliegen will, plant die US-Regierung Maßnahmen für Einreisende aus China. Nach dem abrupten Ende der Null-Covid-Politik breitet sich das Virus dortzulande rasant aus.

Anfang Dezember verkündete China nach fast drei Jahren mit Lockdowns, Massentests und anderen strengen Maßnahmen ein abruptes Ende seiner Null-Covid-Politik. Die Kehrtwende wurde damit begründet, dass die Infektionen mit den neuen Omikron-Varianten nicht mehr so schwer verliefen. Nun, drei Wochen später, werden jedoch immer mehr Schattenseiten des neuen Pekinger Wegs sichtbar. Mit dem Ende der Maßnahmen verbreitet sich das Virus rasend schnell im Land.

Nach offiziell unbestätigten internen Schätzungen haben sich allein in den ersten drei Dezemberwochen 248 Millionen Menschen oder 18 Prozent der Bevölkerung mit Corona infiziert. Krankenhäuser sind überfüllt und viele Krematorien können die Leichen nicht mehr schnell genug einäschern.

Offizielle Statistiken weisen jedoch nur einen Toten im Zusammenhang mit dem Virus in den sieben Tagen bis Montag aus, was bei Gesundheitsexperten Zweifel an den Angaben der Regierung schürt. Die Zahlen stimmen nicht mit den Erfahrungen überein, die weit weniger bevölkerungsreiche Länder nach ihrer Wiedereröffnung gemacht haben. Japan, Indien und Malaysia haben bereits verschärfte Vorschriften für Reisende aus China angekündigt.

Dennoch teilte die Pekinger Gesundheitskommission am Montag mit, dass die Gefahrenstufe des Coronavirus ab dem 8. Jänner abgesenkt werde. Damit einhergehend müssen Reisende nach ihrer Ankunft keine Hotel-Quarantäne mehr über sich ergehen lassen. Zuletzt wurden diese noch für mindestens fünf Tage in einem Hotelzimmer isoliert und streng überwacht. Zeitweise war sogar eine Einreise-Quarantäne von 21 Tagen vorgeschrieben. Künftig müssen Reisende nach Angaben der Kommission nur noch einen negativen Corona-Test vor dem Abflug nach China vorlegen. Weitere Tests nach der Ankunft sollen entfallen. 

AUA fliegt China öfter an

Das angekündigte Ende der Quarantäne-Pflicht für Reisende nach China könnte schon bald zu mehr Flügen nach Europa führen. Der Lufthansa-Konzern, zu dem die Austrian Airlines gehören, prüft derzeit, wie der Flugplan angepasst werden könne. Die AUA hatte bereits vor der Lockerung bekannt gegeben, ab 16. Jänner zweimal statt bisher einmal pro Woche von Wien nach Shanghai zu fliegen. Daran ändere sich nach der Ankündigung nichts.

Indes freut sich auch Tourismus-Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler über das Ende der Quarantänepflicht bei Einreise in China. "Für den europäischen als auch österreichischen Tourismus läutet dies die Rückkehr des wichtigsten asiatischen Herkunftsmarktes für kommende Tourismussaisonen ein", so Kraus-Winkler in einer Aussendung.

2019 war China mit knapp einer Million Nächtigungen der wichtigste asiatische Herkunftsmarkt. Im heurigen Sommer waren die Buchungszahlen aufgrund der Corona-Restriktionen in China um 93,7 Prozent zurückgegangen, heißt es in der Aussendung. "Jetzt gilt es abzuwarten, wie stark die Flugverbindungen zwischen Asien und Europa wieder ausgebaut werden, zumal es derzeit nur einen Bruchteil an Flügen im Vergleich zu vor der Pandemie gibt", sagt Kraus-Winkler.

Mailand und Rom testen Passagiere aus China

Der Flughafen Mailand Malpensa hat indes begonnen, Passagiere aus China auf das Coronavirus zu testen. Als einziger Airport in Italien verlangt der Mailänder Flughafen einen PCR-Test für Reisende aus China. Es handle sich um eine Vorbeugungsmaßnahme, mit der die Region Lombardei, zu der Mailand gehört, feststellen will, an welcher Variante sich chinesische Passagiere infiziert haben könntent.

Jeder zweite Passagier aus China wurde positiv auf das Coronavirus getestet, teilten die Mailänder Behörden mit. PCR-Tests wurden am Mittwoch auch auf dem römischen Flughafen Fiumicino für Reisende aus China eingeführt.

Am Dienstag wurden bereits 120 Tests auf dem Mailänder Flughafen durchgeführt. Die Lombardei war die erste westliche Region, in der sich im Februar 2020 die Corona-Pandemie verbreitet hat.

Für Österreich sei eine entsprechende Maßnahme derzeit nicht geplant, man beobachte aber die Lage, hieß es auf Anfrage aus dem Gesundheitsministerium. Zudem befinde man sich im Austausch mit den verschiedenen EU-Behörden.

USA könnten Einreise aus China erschweren

In den USA wiederum erwägt man Regierungsangaben zufolge Corona-Maßnahmen für Reisende aus China. "In der internationalen Gemeinschaft wächst die Besorgnis über den anhaltenden Anstieg der Corona-Infektionen in China und den Mangel an transparenten Daten, einschließlich genomischer Sequenzdaten, die aus der VR China gemeldet werden", sagten Regierungsbeamte am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters.

(APA/red.)

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