Bis zu 40.000 Gefängnisinsassen könnten in die Ukraine geschickt worden sein. Nun erklärte Wagner-Gründer Prigoschin überraschend den Anwerbestopp.
Moskau/Wien. Die russische Söldnertruppe Wagner hat nach eigenen Angaben die Rekrutierung von Häftlingen für den Kampf in der Ukraine gestoppt. Dieses Vorgehen sei ganz eingestellt worden, teilt Wagner-Gründer Jewgenij Prigoschin in einer Antwort auf eine in den sozialen Medien veröffentlichte Anfrage eines russischen Medienunternehmens mit. Die Wagner-Gruppe hatte im Sommer 2022 mit der Rekrutierung von Häftlingen begonnen.
Prigoschin, ein Catering-Unternehmer, der in Sowjetzeiten neun Jahre im Gefängnis saß, bot ihnen eine Begnadigung für sechs Monate Militärdienst im Kampf in der Ukraine an. Das private Militärunternehmen, das in den vergangenen Monaten eine zunehmend führende Rolle beim russischen Krieg in der Ukraine übernahm, hat keine Angaben dazu gemacht, wie viele Sträflinge in seinen Reihen aufgenommen wurden. Nach US-Erkenntnissen kämpfen etwa 50.000 Wagner-Söldner in der Ukraine; darunter sollen 40.000 aus russischen Gefängnissen rekrutierte Häftlinge sein. Aus russischen Gefängnisstatistiken aus dem Vorjahr geht hervor, dass die Häftlingszahlen zwischen August und November um 20.000 Insassen gefallen sind. Das ist ein unüblich hoher Rückgang.
Russen wollen durchbrechen
Wagner-Mitglieder wurden in den vergangenen Wochen vor allem im Kampf um die ostukrainische Stadt Bachmut eingesetzt, wo sie in großer Zahl bei Erstürmungsversuchen getötet wurden.
Am Donnerstag kam es laut dem Luhansker Gouverneur, Serhij Haidai, zu Durchbruchsversuchen russischer Truppen nahe der von ihnen gehaltenen Stadt Kreminna. „Ich kann bestätigen, dass es zu einer signifikanten Verstärkung der Angriffe und des Beschusses gekommen ist“, sagte er. Die ukrainische Armee in der Region benötige dringend Nachschub an Waffen und Munition. Russland schicke offenbar bereits besser ausgerüstete Einheiten in den Kampf, hieß es weiter. Ein Durchbruch bei Kreminna würde bedeuten, dass die russischen Kräfte näher auf das Verwaltungszentrum des Gebiets Donezk, die Großstadt Kramatorsk, vorrücken könnten. Dort befinden sich wichtige ukrainische Militäreinrichtungen.
Unterdessen hat Elon Musks Firma SpaceX, die der ukrainischen Regierung das Satelliten-Internet „Starlink“ zur Verfügung gestellt hat, Schritte ergriffen, um Drohnensteuerung zu militärischen Zwecken zu verhindern. Diese Verwendungsweise sei „nicht Teil der Übereinkunft“ gewesen, erklärte SpaceX.
(red./ag.)