Grüner Wasserstoff soll Europas Industrie aus der Erdgasfalle helfen. Die Zeit drängt, doch gerade in Österreich stocken viele Wasserstoff-Projekte. Fehlen Geld und Gesetze – oder schlichtweg der Mut?
Ganz so einfach ging es dann also doch nicht. Ein knappes Jahr nachdem Österreich die Parole ausgegeben hat, erst auf russisches und später auf jegliches Erdgas verzichten zu wollen, hat sich real wenig verändert: Haushalte, Unternehmen und Stromerzeuger brauchen den fossilen Brennstoff wie eh und je. Den Löwenanteil liefert wie gehabt die russische Gazprom. Hauptsache, die Speicher sind voll und der Winter ist „geschafft“. Dass sich Politik und Wirtschaft kurzfristig um die Versorgungssicherheit kümmern müssen, ist klar. Aber der Tunnelblick auf die nächsten zwölf Monate birgt auch die Gefahr, die Zeit danach aus dem Auge zu verlieren.
Denn eines ist unbestritten: Ohne gasförmige Brennstoffe wird es auch in zwanzig Jahren nicht gehen. Laut Studien der Energieagentur wird der gesamte heimische Gasbedarf 2040 zwischen 89 und 138 Terrawattstunden jährlich liegen, vielleicht also sogar entscheidend höher als heute. Jede Menge fossiles Gas muss bis dahin durch „gutes“ Gas wie Biomethan oder grünen Wasserstoff ersetzt werden. Wasserstoff, durch die Spaltung von Wasser mittels Ökostrom erzeugt, ist der größte Hoffnungsträger der Industrie. Kraftstoffe, Stahl, Zement – all das soll künftig mit dem nachhaltigen Gas produziert werden. Ideen und Projekte gibt es genug. Seit Sommer hat das Land auch eine Wasserstoffstrategie und hehre Ziele. Doch passiert ist seither wenig. Die Neuerfindung der Industrie stockt - und niemand will daran schuld sein.