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Streamingtipps: Diese „Asian-Americans“ erobern Hollywood

Bei den diesjährigen Oscars räumten asiatischstämmige Künstler ab: Der bisherige Höhepunkt einer Welle an Produktionen, die asiatisch-amerikanische Lebens- und Erfahrungswelten ins Licht rücken. Fünf Empfehlungen.

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Minari

Von Lee Isaac Chung, 2020
Zu sehen auf Sky

Die erste Nominierung einer US-amerikanischen Schauspielerin mit asiatischen Wurzeln für den Oscar in der Kategorie „Beste Hauptdarstellerin“ erfolgte schon im Jahr 1939. Nur war das damals kaum jemandem bekannt: Hollywood-Star Merle Oberon verheimlichte ihre Ethnizität, aus Angst, ihre Karriere würde sonst Schaden nehmen. Denn der Umgang der Filmindustrie mit „Asian-Americans“ war – analog zu jenem der US-Mehrheitsgesellschaft – lang von Ressentiments und Vorurteilen geprägt. Der rezente Oscar-Triumph der in Malaysia geborenen, in Hongkong zum Star avancierten Schauspiellegende Michelle Yeoh lässt hoffen, dass das heute anders ist. Ebenso wie die kleine, seit ein paar Jahren wogende Welle von Filmen (und Serien), die sich mit dem Leben asiatischstämmiger US-Bürger auseinandersetzen.
Die man freilich nicht über einen Kamm scheren sollte: Koreaner, Japaner, Chinesen wollen das ebenso wenig wie Schweizer, Österreicher und Deutsche. Dennoch sei das Migrationsdrama „Minari“ – über den Existenzkampf einer koreanisch-amerikanischen Familie – hier als Musterbeispiel angeführt: Ein hervorragender Film, der der Südkoreanerin Yoon Yeo-jeong 2021 einen Oscar als beste Nebendarstellerin einbrachte. (and)

The Farewell

Von Lulu Wang, 2019
Zu sehen auf Netflix

Die junge New Yorkerin Billi Wang ist entsetzt: Ihre Großmutter hat Lungenkrebs. Und nicht nur das: Ihre Eltern haben der alten Frau die Diagnose verheimlicht, um unter fadenscheinigem Vorwand ein letztes Mal eine schöne Zeit mit ihr zu verbringen – in China. Was für eine Entmündigung, meint die assimilierte Billi! Eine Notwendigkeit, argumentiert indes die Familie, die das Wohl der Gemeinschaft über jenes des Einzelnen stellt. In Lulu Wangs bittersüßem, 2020 für zwei Golden Globes nominiertem Film treffen die kulturellen Werte der ersten und zweiten Generation US-amerikanischer Auslandschinesen aufeinander. Stark in der Rolle der Billi: Rapperin und Komikerin Awkwafina. (and)

Crazy Rich Asians

Von Jon M. Chu, 2018
Zu sehen auf Netflix

Als diese romantische Komödie 2018 die aktuelle Welle des asiatisch-amerikanischen Kinos ins Rollen brachte, glaubte man im deutschsprachigen Raum kaum an ihr Potenzial: Selbst aus dem Titel wurden die Asiaten gekappt, man spielte den Film unter dem Namen „Crazy Rich“ – in nur wenigen Kinos. Dabei war er in den USA bereits ein Überraschungshit. Eine junge New Yorkerin (Constance Wu) fliegt mit ihrem Freund (Henry Golding) nach Singapur, um dessen Sippschaft kennenzulernen (mit Michelle Yeoh als kühler Matriarchin), und muss um deren Akzeptanz kämpfen: Sei sie doch eine „Banane“ – außen gelb, innen weiß. Altes Geld trifft auf moderne Lebensentwürfe, eine asiatische Lebenswelt auf eine asiatisch-amerikanische, dazu gibt es viel protziges Blingbling: Als Rom-Com ist „Crazy Rich Asians“ so vergnüglich wie banal. Als Talenteschau jener Darsteller, die davor meist nur in Nebenrollen gecastet wurden, taugte sie allemal. (kanu)

Turning Red

Von Domee Shi, 2022
Disney+

Ein 13-jähriges Mädchen verwandelt sich, wenn ihre Emotionen mit ihr durchgehen, in einen riesigen, flauschigen roten Panda – und schuld ist ein alter Familienfluch: Der Pixar-Film „Rot“, das Debüt der chinesisch-kanadischen Regisseurin Domee Shi, ist nicht nur eine deutliche Pubertätsparabel, sondern verhandelt auch kulturelle und familiäre Identität aus Teenager-Sicht. Gefeiert wird letztlich das jugendliche Übersprudeln – und das Anhimmeln von Boygroups (Songs dafür steuerte Billie Eilish bei). (kanu)

Stand-up-Comedy von Ali Wong

Humoristisch aktiv seit 2016
Zu sehen auf Netflix

Huch! Da steht eine hochschwangere Frau auf der Bühne und redet über Sex! Völlig unzensuriert, direkt und mitunter sehr derb. Ali Wongs erstes Netflix-Special „Baby Cobra“ (2016) schockierte nicht wenige Zuschauer – amüsierte aber genug, dass weitere Stand-up-Auftritte Wongs folgten. In ihrem zweiten, „Hard Knock Wife“ von 2018, warf sie (erneut schwanger) einen ungeschönten Blick darauf, wie sich die Geburt eines Babys auf Beziehungen und weibliche Genitalien auswirkt. Nicht schwanger bestritt Wong ihr drittes Programm, „Don Wong“, aus dem Vorjahr. Darin erzählte sie – erneut im Leopardenprint-Minikleid, kerzengerade stolzierend, mit strenger Brille und lebhafter Mimik –, wie sie davon träumt, ihren Ehemann zu betrügen. (Inzwischen ist sie geschieden.) Als „dirty“ gelten Wongs bissige Witze, aber sie zeigen auch, wie unterschiedlich das Verhalten von Männern und Frauen auf moralischer Ebene bewertet wird.

Regelrecht zahm kam im Vergleich Wongs Liebeskomödie „Always Be My Maybe“ (Drehbuch und Hauptdarstellerin) von 2019 daher. Heftiger dürfte es in Wongs neuer Serie „Beef“ ab 6. April zugehen, in der sie sich einen Kleinkrieg mit Steven Yeun (siehe auch „Minari“) liefert. (her)

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