Spannungen

China hält dreitägiges Manöver rund um Taiwan ab

Den USA-Besuch von Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen kontert die chinesische Regierung mit einem dreitägigen Manöver. Die Volksrepublik sieht Taiwan als ihr Territorium.

China hat am Samstag rund um Taiwan ein dreitägiges Militärmanöver begonnen und reagiert damit auf einen USA-Besuch von Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen. Chinesische Kampfflugzeuge überquerten kurzzeitig die sensible Mittellinie der Straße von Taiwan, einer vielbefahrene Schifffahrtsroute. Das Manöver rund um die Insel findet inmitten der Spannungen zwischen China und Taiwan sowie dessen Unterstützer USA statt. Tsais USA-Reise, auf der sie den Präsidenten des US-Repräsentantenhauses Kevin McCarthy traf, hat die Regierung in Peking erzürnt. Zudem empfing Tsai am Samstag in Taipeh, der Hauptstadt Taiwans, eine Delegation von US-Abgeordneten unter Leitung von Michael McCaul, dem Vorsitzenden des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten des Repräsentantenhauses. Die Volksrepublik China erachtet das demokratisch regierte Taiwan als ihr eigenes Territorium.

Ein chinesisches amphibisches Landungsschiff, das Soldaten, Schiffe und Fahrzeuge transportieren kann, feuerte im Rahmen von Gefechtsübungen mehrere Artilleriegeschosse in der Luoyan-Bucht ab. Diese liegt an der Küste der Provinz Fujian im Südosten Chinas und rund 50 Kilometer nordwestlich der Matsu-Inseln, die von Taiwan kontrolliert werden. Rauch und Mündungsfeuer waren am Heck des Kriegsschiffs sichtbar, als Granaten auf Ziele zu Land und zu Wasser abgefeuert wurden. Fischerboote und Frachtschiffe in der Nähe umfuhren das Einsatzgebiet.

Das Kommando Ost der chinesischen Armee, das das Ostchinesische Meer und die Straße von Taiwan überwacht, teilte mit, in der Schifffahrtsstraße würden Patrouillenfahrten unternommen. Zudem gebe es Übungen nördlich, südlich und östlich von Taiwan. "Dies ist eine ernste Drohung an die separatistischen Kräfte in Taiwan und die Absprachen und Provokationen ausländischer Kräfte, und es ist eine notwendige Maßnahme, um die nationale Souveränität und territoriale Integrität zu verteidigen", erklärte das Militär.

Neun Kriegsschiffe und 71 Militärflugzeuge

Taiwans Verteidigungsministerium erklärte, rund um die Insel seien bisher neun chinesische Kriegsschiffe und 71 Militärflugzeuge gesichtet worden. 29 Flugzeuge drangen demnach in Taiwans Luftraumüberwachungszone (Adiz) ein. Die Kommunistische Partei Chinas habe "absichtlich Spannungen in der Straße von Taiwan erzeugt, die sich negativ auf die Sicherheit und die wirtschaftliche Entwicklung der internationalen Gemeinschaft auswirken".

Das Verteidigungsministerium in Taipeh veröffentlichte ein Video, auf dem unter anderem Soldaten beim Beladen von Flugabwehrraketenwerfern zu sehen waren. Am Ende des 75-sekündigen, mit englischen Untertiteln versehenen Clips, ist folgender Schriftzug zu sehen: "Wir wollen weder eine Eskalation noch einen Konflikt, aber wir bleiben entschlossen, rational und ernsthaft, um zu reagieren und unser Territorium und unsere Souveränität zu verteidigen."

Präsidentin Tsai sagte zu Beginn des Treffens mit der US-Delegation, Taiwans Volk liebe die Demokratie und wünsche Frieden. Sie freue sich darauf, die Zusammenarbeit mit den USA in Fragen der Sicherheit weiter zu stärken.

Taiwan als Hauptkonfliktpunkt zwischen den USA und China

Der Status Taiwans, das nur von wenigen Ländern als unabhängig anerkannt wird, ist einer der Hauptkonfliktpunkte zwischen den USA und China. Die USA unterhalten zwar wie viele andere Staaten mit Rücksicht auf die Volksrepublik China keine formalen diplomatischen Beziehungen zu Taiwan. Sie unterstützen das Land jedoch mit militärischer Ausrüstung und sind dessen wichtigster Lieferant von Rüstungsgütern.

Taiwan sieht sich als unabhängige Republik China an und ist seit 1949 selbstverwaltet. Damals besiegten die Kommunisten von Mao Zedong im chinesischen Bürgerkrieg die nationalistischen Kuomintang unter Chiang Kai-shek, die sich daraufhin auf die Insel Taiwan zurückzogen und dort jahrzehntelang autoritär herrschten.

(APA/DPA)

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