Bürgerkrieg

Sudan: Bewaffnete attackieren SOS-Kinderdorf

SUDAN-CONFLICT
SUDAN-CONFLICTAPA/AFP/Rapid Support Forces (RS
  • Drucken

Die von den USA vermittelte Waffenruhe hält teilweise, sagt die UNO. Es gebe aber keine Behandlungsbereitschaft der Konfliktparteien. Das SOS-Kinderdorf in der Hauptstadt wurde evakuiert.

Der von den USA vermittelte Waffenruhe im Sudan hält nach Auffassung der Vereinten Nationen (UNO) bisher "in einigen Teilen". Es gebe allerdings keine Anzeichen, dass die Kriegsparteien bereit seien, "ernsthaft zu verhandeln, was darauf hindeutet, dass beide denken, dass ein militärischer Sieg über die andere Seite möglich ist", sagte der UNO-Sonderbeauftragte für den Sudan, Volker Perthes, am Dienstag vor dem UNO-Sicherheitsrat. Dies sei eine Fehlkalkulation.

In der sudanesischen Hauptstadt Khartum wurde unterdessen das SOS-Kinderdorf nach Angaben der Organisation von Bewaffneten angegriffen. Wie die Helfer am Mittwoch mitteilten, mussten die betreuten Kinder und Jugendlichen sowie die Mitarbeiter evakuiert werden. Insgesamt seien 68 Kinder und 19 Angestellte in angemieteten Wohnungen in anderen Vierteln Khartums untergebracht worden. "Wir fordern beide Seiten auf, sich bedingungslos an die internationalen humanitären Gesetze und Prinzipien zu halten und es uns zu ermöglichen, unsere lebenswichtige Unterstützung für die am meisten gefährdeten Kinder und Familien fortzusetzen", sagte die Leiterin der SOS-Kinderdörfer im östlichen und südlichen Afrika, Senait Gebregziabher.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO warnte am Dienstag vor einem "hohen Risiko biologischer Gefahren", nachdem eine Konflikt-Partei ein Labor mit Masern- und Choleraerregern besetzt hatte. Die Techniker seien aus der Anlage vertrieben worden, sagte ein WHO-Mitarbeiter. Dort befände sich auch eine Blutbank.

Mindestens 459 Tote und 4000 Verletzte im Sudan

Im Sudan kämpfen seit 15. April die sudanesischen Streitkräfte und die paramilitärische Gruppe Rapid Support Forces (RSF) um die Macht. Dabei sind mindestens 459 Menschen getötet und mehr als 4.000 verletzt worden. Seit Dienstag gilt die US-vermittelte 72-stündige Waffenruhe. Zwei zuvor von beiden Konflikt-Parteien vereinbarte Feuerpausen waren nicht eingehalten worden.

Perthes, der seinen Arbeitsort aus Sicherheitsgründen in die Stadt Port Sudan verlegt hatte, ist nach eigenen Angaben weiterhin in regelmäßigem Kontakt mit den rivalisierenden Generälen im Sudan. Sowohl Armee-Oberbefehlshaber Abdel Fattah al-Burhan als auch Mohammed Hamdan Daglo, Anführer der RSF, würden aber noch immer gegenseitige Anschuldigungen erheben und damit wenig Hoffnung auf eine baldige Lösung der Krise machen.

50 Auslandsösterreicher außer Landes gebracht

Das Außenministerium in Wien teilte am Mittwoch der APA mit, dass bisher rund 50 Auslandsösterreicher und ihre Angehörigen aus dem Sudan sicher außer Landes gebracht worden seien, "die meisten im Rahmen von Evakuierungsmissionen auf dem Luftweg". Rund 25 der Betroffenen seien Kinder. Bei den Evakuierten handle es sich vorwiegend um Auslandsösterreicher mit sudanesischen Wurzeln, die ihren Lebensmittelpunkt zumeist seit mehreren Jahren im Sudan hätten. Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) bedankte sich Mittwoch früh via Twitter bei seinem niederländischen Amtskollegen Wopke Hoekstra, dessen Ministerium sowie dem Verteidigungsministerium der Niederlande dafür, dass mehrere Österreicher mit einem niederländischen Evakuierungsflug aus dem Sudan in Sicherheit gebracht worden seien. Aktuell sind noch rund ein Dutzend Österreicher mit Aufenthaltsort Sudan beim österreichischen Außenministerium registriert.

Die deutsche Bundeswehr hat mittlerweile ihre Evakuierungsflüge aus dem Sudan vorerst beendet und mit ihrem Einsatz mehr als 700 Menschen aus dem umkämpften Land evakuiert. Darunter seien 197 Deutsche, sagte ein Sprecher am Mittwoch.

Großbritannien hat bisher mehr als 200 Briten aus dem Sudan ausgeflogen. Innenministerin Suella Braverman sagte am Mittwoch dem Sender Sky News, 200 bis 300 Menschen seien an Bord britischer Militärmaschinen aus dem umkämpften Land gebracht worden.

(APA/Reuters)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Krise im Sudan

Die gefährliche Flucht aus Khartum

Die westlichen Staaten haben etliche ihrer Bürger evakuiert, doch viele Expats aus anderen afrikanischen Ländern warten vergeblich auf Hilfe, darunter allein 4000 Studenten aus Nigeria.
Ankunft in Spanien nach der Evakuierung
UNO-Sicherheitsrat

Hoffnung auf Waffenruhe im Sudan

Westliche Staaten lassen ihre Bürger ausfliegen, Zehntausende Sudanesen flüchten in Nachbarländer.
Dieses vom französischen Außenministerium veröffentlichte Foto zeigt die Ankunft etlicher Menschen eines Evakuierungsflugs aus dem Sudan auf dem französischen Luftwaffenstützpunkt in Dschibuti.
Bewaffneter Konflikt

Flucht aus dem Sudan: Österreich brachte 27 Staatsbürger in Sicherheit

Rund 1000 EU-Bürger konnten den Sudan verlassen, darunter auch 27 Österreicher. In Großbritannien mehrt sich die Kritik an der Regierung, manche Staatsbürger fühlten sich im Sudan im Stich gelassen.
Ostafrika

Wie ein Kamelhändler zum gefährlichsten Mann im Sudan aufstieg

General Mohamed Hamdan Dagalo alias „Hemeti“, Anführer der paramilitärischen Rapid Support Forces im Sudan, ist für Gnadenlosigkeit und Gier bekannt. Jetzt will er sich in Khartum an die Macht kämpfen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.