ÖH-Wahl 2023

Gras-Spitzenkandidatin Rossmann zeigt "volle Solidarität mit der Letzten Generation"

Rossmann (21) kämpft als Gras-Spitzenkandidatin kommende Woche um den Verbleib in der ÖH-Exekutive.
Rossmann (21) kämpft als Gras-Spitzenkandidatin kommende Woche um den Verbleib in der ÖH-Exekutive.(c) Die Presse/Clemens Fabry
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Sarah Rossmann tritt für die grünen Studierenden an. Sie kämpft gegen „weiße Cis-Männer“ und gegen die Klimakrise. Für Letztere befürwortet sie auch die radikalen Aktionen der „Letzten Generation“.

Die Presse: Sie sagen dem „Hetero-Cis-Patriarchat“ den Kampf an. Nicht allen Leserinnen und Lesern dürfte der Begriff geläufig sein.

Sarah Rossmann: Wir wissen alle, dass wir mit und in patriarchalen Strukturen leben. Finta*-Personen (Frauen, intergeschlechtliche, nicht binäre, trans oder agenda Personen, Anm.) werden dadurch strukturell benachteiligt. Das merkt man auch an den Hochschulen. Wir denken, dass es wichtig ist, dass sich jede Person, die studiert, wohlfühlt und nicht Angst haben muss, irgendwelchen Übergriffen oder Diskriminierungen ausgesetzt zu sein.

Cis oder Finta muss man aber wahrscheinlich vielen erklären.

Darum geht es ja. Wenn man die Begriffe immer wieder erklärt, dann verankern sie sich in unserer Sprache. Durch unsere Sprache wird unser Weltbild geprägt.

Der weiße Mann ist quasi Ihr Feindbild. Grenzt man ihn damit nicht genauso aus?

Das glaube ich überhaupt nicht. Weiße Cis-Männer (Männer, die sich als Männer fühlen, Anm.) haben Privilegien, die aber teilweise nicht hinterfragt werden. Wir Finta-Personen wollen dieselben Rechte einfordern. Das muss aber niemandem schaden.

Sie sitzen derzeit mit dem VSStÖ und den FLÖ in einer Koalition. Sie haben vor, nach der Wahl wieder eine linke Koalition zu bilden. Ist das nicht undemokratisch, dass man die AG, oft stimmenstärkste Fraktion, immer ignoriert?

Wir setzen uns mit allen zusammen, außer dem RFS (freiheitliche Studierende, Anm.). Ich bin ja auch an der Uni Graz ÖH-Vorsitzende, dort sitzen wir mit AG und Junos in einer Koalition.

Das ist dann quasi eine Dirndlkoalition.

Wir nennen das liebevoll die Grapefruit-Koalition. Dort können wir ganz viel von unserem Wahlprogramm umsetzen. Das funktioniert gut. Auf der Bundesebene ist es teilweise sehr viel politischer und ideologischer. Da sind wir mit der AG in vielen Dinge nicht einer Meinung.

Genau das wird ja seit langem kritisiert, dass das allgemeinpolitische Mandat dazu führt, dass sich die ÖH mit ideologischen Grabenkämpfen und Politikfeldern aufhält, die sie gar nicht mitgestalten kann.

Es ist wichtig, dass sich die Bundes-ÖH auf solche politischen Ebenen begibt. Für Hochschulvertretungen hat das gar keinen Sinn, das ist auch nicht ihr Job. Als Bundesvertretung ist man aber das Sprachrohr der Studierenden gegenüber der Politik. Da muss man alle Studierenden miteinbeziehen.

Es gibt Studierende, die sich eben genau deshalb nicht vertreten fühlen, weil sie finden, dass sich die ÖH auf die Studierendenberatung konzentrieren sollte.

Das verstehe ich schon. Ich denke trotzdem, dass es dennoch wichtig ist.

Die Klimakrise ist Ihr wichtigstes Anliegen, was Sie aber mit den anderen Fraktionen teilen. Worin unterscheiden Sie sich da noch?

Wir haben als Kernschwerpunkt die Klimakrise. Wir sind die einzige Fraktion, die sich seit Jahrzehnten dafür einsetzt, dass Unis klimaneutral werden. Zwei Hochschulen haben sich in unserer Periode dazu verpflichtet, klimaneutral zu werden. Wir wollen natürlich, dass sich alle Hochschulen verpflichten, bis 2030 klimaneutral zu werden.

ÖVP-Wissenschaftsminister Polaschek hat im „Standard“ gesagt, dass er „gar nichts“ davon hält, von Semester zu Semester einmal Vollzeit oder Teilzeit studieren zu können. Sie schon?

Ich fände das sogar sehr wichtig. Es gibt viele Studierende mit Betreuungspflichten oder Job. Die psychische Gesundheit sollte immer vor dem Studienerfolg stehen.

Wie beurteilen Sie Polascheks Performance als Minister?

Furchtbar. Man merkt, dass die Studierenden in jeder Hinsicht vergessen werden. Die Unis sind chronisch unterfinanziert. Da ist noch immer keine Person, die sich wirklich für Studierende interessiert. Bei ihm als Ex-Rektor ist es umso trauriger.

Zu seiner Verteidigung würde er jetzt etwa die indexangepasste Studienbeihilfe oder das Budgetplus für die Unis infolge der Teuerung erwähnen.

Die ist immer noch viel zu wenig. Sie ist zudem nicht niederschwellig, wegen gewisser Mindeststudienleistungen, die man dafür erbringen muss.

In Wien finden derzeit wieder Klebeaktion der „Letzten Generation“ statt. Wie stehen Sie dazu?

Ich finde das super wichtig. Ich unterstütze das hundertprozentig, volle Solidarität mit der „Letzten Generation“. Sie wissen, wie drastisch die Maßnahmen sein müssen, dass wir endlich zu einer besseren Klimapolitik kommen.

Haben Sie sich schon einmal wo festgeklebt?

Nein.

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