Morgenglosse

Argumente von der Stange für ORF-Journalisten

Der ORF schickte seinen Mitarbeitern mehrere Seiten mit Argumenten für das ORF-Gesetz. Kein gutes Mittel, um zu überzeugen.

Ein „Argumentarium“ nennt ORF-Generaldirektor Roland Weißmann die Antworten, die er in einem internen Mail an die ORF-Mitarbeiter ausschickte. Es sind Antworten auf Fragen wie etwa „Ist der ORF-Beitrag nicht viel zu hoch?“. Oder auf Vorwürfe wie „Der ORF-Beitrag ist unfair!“. Die Antworten rücken den ORF ins rechte Licht, vom Küniglberg aus besehen. Und führen in vielen Worten aus, dass der Beitrag natürlich nicht zu hoch sei. Und nicht nur fair, sondern auch „nachhaltig und sozial gerecht“.

Zuvor sollten sich die Mitarbeiter Diskussionen fern halten. Nun wissen sie also sehr genau, wie die Kommunikation nach außen gewünscht ist. Unterstützt durch viele sperrige Sätze auf etwa fünf Seiten. Nun kann man natürlich sagen, es sei das Recht jedes Unternehmens, Sprachregelungen vorzugeben. Im eigenen Interesse zu argumentieren. Und das auch von den eigenen Mitarbeitern zu verlangen, sie sind ja nur Angestellte.

Nur ist eben nicht jedes Unternehmen wie der ORF. Nicht jedes Unternehmen ist der Öffentlichkeit verpflichtet. Nicht jedes Unternehmen soll diese nach bestem Wissen und Gewissen informieren. Und nicht jedes Unternehmen beschäftigt Journalistinnen und Journalisten, deren Aufgabe es ist, Sprechblasen zu zerstechen. Jene Sprechblasen, die Politiker so gerne mitbringen, wenn sie sich vor die Kameras und Mikrofone begeben. Wie diese Journalisten die Zeilen aus der eigenen Chefetage nun wohl anwenden?

Als vor wenigen Wochen bekannt geworden war, dass die Mitarbeiter von FM4 einen Maulkorb zum Thema ORF-Gesetz bekommen hatten, gab es intern großen Unmut. Man solle nicht berichten, hatte es in einem Mail geheißen, und zwar „Niente. Nada. Zero.“ Wegen der bevorstehenden Verkündung des neuen Gesetzes war die ORF-Chefetage extrem nervös. Und nun, wo das Gesetz im Nationalrat noch nicht beschlossen ist, ist man das ganz offensichtlich noch immer.

Mit der eigenen Nervosität geht der Öffentlich-Rechtliche denkbar schlecht um. Die Einblicke in den Küniglberg, die man so gewinnt, sind kein geeignetes „Argumentarium“, um Kritiker von sich zu überzeugen. Aber vielleicht geht es ja auch einfach nur darum, die zuständigen Politikerinnen nicht zu verärgern.

>> Link zum ORF-Argumentarium


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