Türkei

Erdogan für dritte Amtszeit vereidigt

REUTERS
  • Drucken

Erdogan hatte sich am vergangenen Sonntag in der Stichwahl gegen den sozialdemokratischen Oppositionskandidaten Kemal Kilicdaroglu durchgesetzt. Der 69-Jährige schwor vor den 600 Parlamentsabgeordneten in Ankara, "seine Pflicht unparteiisch zu erfüllen".

Nach seiner Wiederwahl ist der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan für eine weitere fünfjährige Amtszeit vereidigt worden. Erdogan schwor am Samstag vor den 600 Parlamentsabgeordneten in Ankara, "seine Pflicht unparteiisch zu erfüllen". Der 69-Jährige hatte sich am vergangenen Sonntag in der Stichwahl mit 52 Prozent der Stimmen gegen den sozialdemokratischen Oppositionskandidaten Kemal Kilicdaroglu durchgesetzt.

"Ich schwöre, als Präsident all meine Kraft einzusetzen, um die Existenz und Unabhängigkeit des Staates zu schützen", sagte der Präsident in der live vom türkischen Fernsehen übertragenen Zeremonie. Erdogan versprach, nicht von der Rechtsstaatlichkeit und den säkularen Grundsätzen der vor 100 Jahren vom ersten Staatspräsidenten Mustafa Kemal Atatürk gegründeten Republik abzuweichen.

Nach der Vereidigung erhoben sich Erdogans Anhänger und applaudierten minutenlang. Einige Oppositionsabgeordnete weigerten sich hingegen, aufzustehen. Im Anschluss war ein Besuch des Mausoleums von Republikgründer Atatürk geplant - gefolgt von einer großen Feierlichkeit im Präsidentenpalast, an der mehrere Staatsoberhäupter aus aller Welt teilnehmen sollten.

Unter den Eingeladenen war der armenische Regierungschef Nikol Pachinian, wie dessen Kabinett in Eriwan bestätigte - trotz der seit Jahrzehnten schwer belasteten Beziehungen zwischen beiden Ländern. Auch die Teilnahme von Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg wurde erwartet.

Ehemaliger Finanzminister Erdogans könnte zurückkehren

Nach dem Abendessen wollte Erdogan seine neue Regierung vorstellen. Es wurde spekuliert, dass der ehemalige Finanzminister Mehmet Simsek in das Amt, das er von 2009 bis 2015 innehatte, zurückkehren könnte. Er ist allerdings dafür bekannt, Erdogans umstrittene Finanzpolitik abzulehnen.

Die neuen Parlamentsmitglieder waren bereits im ersten Wahldurchgang am 14. Mai gewählt und am Freitag vereidigt worden. Erdogans Regierungsbündnis behält nach der Wahl die Mehrheit in der Nationalversammlung.

Der islamisch-konservative Erdogan lenkt seit 20 Jahren die Geschicke des Landes: seit 2003 als Ministerpräsident, ab 2014 als Präsident. Erdogan hat über die Jahre hinweg zunehmend autoritär regiert, Kritiker werfen ihm die Unterdrückung der Opposition vor.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Die Wahl sei ein historischer Wendepunkt wie die Eroberung von Konstantinopel, sagte Erdoğan in der Wahlnacht vor Anhängern beim Präsidentenpalast von Ankara.
Analyse

Die Türkei rückt vom Westen ab

Mit dem Wahlsieg von Präsident Erdoğan beginnt ein neues Kapitel im Verhältnis der Türkei zum Westen. Europa hat dabei so gut wie keinen Einfluss mehr.
Die Wahl sei ein historischer Wendepunkt wie die Eroberung von Konstantinopel, sagte Erdoğan in der Wahlnacht vor Anhängern am Präsidentenpalast von Ankara.
Reportage

Erdoğan verkündet das „Jahrhundert der Türkei“

Die Anhänger des türkischen Präsidenten feiern die Wahl als historischen Wendepunkt und Beginn einer verheißungsvollen Zukunft.
Pizzicato

Erdoğans krasse Konstantinopel-Party

Der türkische Präsident fühlte sich angesichts seines Siegs in der Stichwahl am Pfingstwochenende an die Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen 1453 erinnert. Das jährte sich zudem am Montag. Wow! Damals floss halt Blut, heute sind's Raki und Freudentränen.
Anhänger des türkischen Präsidenten Erdoğan feierten am Wiener Reumannplatz - manche zeigten dabei auch den sogenannten Wolfsgruß, der in Österreich verboten ist.
Türkei-Wahl

Feiern von Wiener Erdogan-Fans befeuern innenpolitische Debatte

Der türkische Amtsinhaber schnitt in Österreich im internationalen Vergleich besonders gut ab. Die FPÖ spricht von einem "Kalifat Wien", Innenminister kündigt Verfassungsschutz-Ermittlungen an
Archivbild.
Wirtschaft

Stürzt der Erdoğan-Sieg die Türkei in die Krise?

Die türkische Lira könnte heuer noch um 29 Prozent sinken. Ändert der Wahlsieger seinen Kurs nicht, droht der Zahlungsausfall.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.