Langsame Erholung bei Immo-Aktien

Langsame Erholung ImmoAktien
Langsame Erholung ImmoAktien(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Heimische Immobilienaktien gelten als günstig. Anleger brauchen aber gute Nerven: In der Krise stürzten die Kurse steiler ab als bei anderen Werten, danach erholten sie sich stärker.

Wien. So teuer wie gestern waren heimische Immobilienaktien zuletzt kurz vor der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers: Der Immobilien-ATX kratzte an der 200er-Grenze. Von seinem Höchststand (393 Punkte) ist der Index aber deutlich weiter weg als etwa der ATX. Und Immobilienaktien genießen seit den Skandalen um Meinl European Land und Immofinanz keinen allzu guten Ruf.

Viele Anleger haben bis 2008 den Großteil ihres Investments verloren. Nervenstarke, die Anfang 2009 zugriffen, haben ihr Vermögen vervielfacht. In den vergangenen beiden Jahren konnte man mit diesen Papieren mehr Geld verdienen als mit anderen ATX-Werten. Das vor der Krise häufig bemühte Argument, Immobilienaktien seien sicherer als andere Aktien, hat sich aber eindeutig nicht bewahrheitet.

Investoren noch vorsichtig

Derzeit spricht einiges für einen anhaltenden, langsamen Aufwärtstrend. Es gibt aber Risken, etwa durch Zinserhöhungen oder nachlassende Kaufaktivitäten der Großaktionäre. Die Analysten empfehlen die Papiere überwiegend zum Kauf – mit dem Argument, sie seien günstig: Die Firmen kosten an der Börse um 25 bis 40Prozent weniger als ihr Nettovermögenswert („Net Asset Value“, NAV). Am stärksten ist der Abstand mit 40Prozent bei Immofinanz (Isin AT0000809058) und S-Immo (AT0000652250). CA-Immo-Aktien (AT0000641352) erhält man mit 30Prozent „Rabatt“, Papiere des Wohnbauentwicklers Conwert (AT0000697750), des Einkaufszentren-Spezialisten Atrium (JE00B3DCF752) und des Hotelentwicklers Warimpex (AT0000827209) mit 25Prozent.

Die Differenz nützt einem aber vorerst wenig: Der Abstand zwischen Kurs und NAV schrumpft nur langsam. Unicredit-Analyst Alexander Hodosi sieht als Ursache die noch immer große Skepsis gegenüber Osteuropa, vor allem vonseiten von britischen und US-Investoren. Mit Ausnahme der Conwert sind die Unternehmen in Osteuropa stark aktiv. Hodosi glaubt dennoch, dass die Immobilienaktien sich in nächster Zeit besser entwickeln sollten als der Gesamtmarkt: Sie würden von der Erholung in Osteuropa und dem „besseren Sentiment für österreichische Immobilienaktien“ profitieren. Zum Kauf empfiehlt er vor allem Immofinanz und Conwert. Bei der Immofinanz sei der Abschlag zum NAV am stärksten, zudem handle es sich um einen den größten osteuropäischen Player. Die Conwert verkaufe derzeit hochpreisige Wiener Immobilien, wodurch stille Reserven gehoben würden. Erste-Analyst Günther Artner sieht ebenfalls eine positive Zukunft für die Immo-Papiere, gibt jedoch zu bedenken, dass für die starken Kursanstiege bei der Conwert auch Zukäufe des Großaktionärs Petrus Advisers verantwortlich seien. Bei der CA Immo stockte die Bank Austria auf. Beides ist begrenzt.

Unklar ist, wie sich steigende Zinsen auswirken. Generell bremsen Zinserhöhungen die Börsen. Auch wird die Finanzierung von Immobilienprojekten teurer, was die Gewinne drückt. Das betreffe aber nur neue Finanzierungen, meint Hodosi. Bei den bestehenden seien die Zinsen meist fix oder abgesichert. Für Anleger bedeutet das: Immoaktien befinden sich im Aufwärtstrend, kaufen sollte sie aber nur, wer auf Schwankungen gefasst ist– und sich gegebenenfalls von dem Papier trennt, bevor er 90Prozent seines Vermögens verloren hat. Das gilt freilich für alle Aktieninvestments.

Alternative Fonds?

Wer Schwankungen nicht schätzt, kann auch zu offenen Fonds greifen. Der größte in Österreich ist der Real Invest Austria (AT0000634365) mit einem Marktanteil von 63Prozent. Er warf im Vorjahr drei Prozent ab. Weitere Fonds gibt es von Erste Bank, Constantia, Immo KAG und Raiffeisen.

Diese Fonds investieren nicht in Immobilienaktien, sondern direkt in fertige, vermietete Immobilien. Das senkt das Risiko, aber auch die Gewinnchancen. Was passieren kann: Wenn zu viele Anleger ihr Geld abziehen wollen und der Fonds nicht genug Barmittel hat, muss er vorübergehend schließen. Das kann bedeuten, dass man monate-, oft auch jahrelang auf sein Geld warten muss.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.04.2011)

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