Kasachen-Affäre: Ex-Leibwächter belastet Alijew

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Der untergetauchte Ex-Botschafter Kasachstans in Wien soll selbst gefoltert haben. Zu den Misshandlungen sei es gekommen, weil Alijew Druck auf die Leibwächter des unliebsamen Herausforderers habe ausüben wollen.

Wien. Neue schwere Vorwürfe gegen Rachat Alijew, den Ex-Botschafter Kasachstans in Österreich: Ein derzeit in Wien befindlicher Leibwächter des seinerzeitigen kasachischen Premiers Akezhan Kazhegeldin schilderte am Mittwoch in einer Wiener Anwaltskanzlei sein Martyrium. Demnach sei er im Dezember 1999 in Almaty (Kasachstan) von Alijew schwer misshandelt und mit dem Tode bedroht worden.

Er, Satzhan Ibrayev (46), sei mit Handschellen gefesselt worden und dann von Alijew – dieser war damals stellvertretender Leiter des kasachischen Geheimdienstes KNB – mehrfach gegen den Kopf geschlagen und getreten worden. Hintergrund sei die Tatsache gewesen, dass Ex-Premier Kazhegeldin vorhatte, im Präsidentschaftswahlkampf gegen den Staatschef Nursultan Nasarbajew anzutreten. Und Alijew gehörte zum Nasarbajew-Clan; er war mit der Tochter des Staatschefs verheiratet. Man sagte ihm Ambitionen nach, das Amt seines Schwiegervaters zu übernehmen.

„Mich nicht brechen lassen“

Zu den Misshandlungen sei es gekommen, weil Alijew Druck auf die Leibwächter des unliebsamen Herausforderers habe ausüben wollen. Er, Ibrayev, und ein weiterer Leibwächter sollten ein falsches Geständnis unterschreiben. Sie hätten bestätigen sollen, so Ibrayev am Mittwoch im Beisein seines Wiener Anwaltes Stefan Schermaier, dass der Ex-Premier einen bewaffneten Staatsstreich plane. Er, Ibrayev, habe sich aber trotz der Übergriffe und trotz Schikanen in der Haft „nicht brechen lassen“. Letztlich sei er aufgrund von fingierten Beweisen wegen unerlaubten Waffenbesitzes zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Die Strafe musste er voll absitzen.

Nun strebt Ibrayev eine nachträgliche Aufhebung des Urteils an. Und brachte in Wien, wo gegen Alijew bereits ein Verfahren wegen Beteiligung an zwei Morden läuft, Strafanzeige ein. Für Alijew (er wird auf Malta vermutet) gilt die Unschuldsvermutung.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.09.2011)

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