TV-Notiz

Die „kriegsgeile EU“ und Wolfs „Maulkorb“: Hafenecker in der „ZiB 2“

Christian Hafenecker nahm aus Sicht der Zuschauer rechts Platz. Wegen einer Zahnoperation und nicht aus politischen Gründen, sagte Wolf.
Christian Hafenecker nahm aus Sicht der Zuschauer rechts Platz. Wegen einer Zahnoperation und nicht aus politischen Gründen, sagte Wolf.
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Der FPÖ-Generalsekretär blieb bei seinen Angriffen auf EU und ORF betont ruhig. Mit „Ich gehe ja davon aus, dass Sie seriöse Politik machen“ lieferte Wolf eine kleine Kunstfigur.

Sommer, Sonne, Politikerinterviews. Vor den ORF-„Sommergesprächen“ gibt es auch in der „ZiB 2“ eine entsprechende Serie, freilich etwas kürzer und anders besetzt. Am Dienstagabend war etwa FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker zu Gast bei Armin Wolf, der an dem Abend offenbar einen Themenrekord aufstellen wollte. Sky Shield, Nato, Russland, Klimawandel und -kleber, Inflation, Asyl und die Frage nach Kickl als Kanzler schaffte er. Wobei Hafenecker noch etwas fehlte: Allzu gerne, sagte er am Ende, hätte er auch über den ORF gesprochen: „Scheinbar dürfte der Maulkorb von Herrn Weißmann auch bei Ihnen zur Anwendung kommen“.

Nun, Spitzen gegen ORF-Interviewer gehören bei der FPÖ zur Grundausstattung, und Hafenecker hatte zuvor nur zwei oder drei offensichtliche untergebracht. Das Thema Sky Shield (für die FPÖ ein klarer Neutralitätsbruch) war wenig geeignet dafür. Warum die FPÖ ihren Kurs in Sachen Neutralität in den vergangenen Jahrzehnten komplett änderte, wurde übrigens nicht ganz klar. Dafür brachte Hafenecker in sehr ruhigem Ton krasse Vorwürfe rund um den Ukraine-Krieg.

Man könne den Eindruck gewinnen, dass die FPÖ klar auf der Seite Russlands stehe, sagte Wolf. Von Hafenecker hörte man daraufhin viel Kritik an der EU. „Es hat sich ja mittlerweile eine EU entwickelt, die es kaum erwarten kann, alles hochzurüsten“. Er sei, sagte er, „absolut der Meinung, dass die EU kriegsgeil ist“. Sie habe sich „zum Spieler in einem Krieg entwickelt“ und es sei „nie gut, sich in solchen Zeiten auf eine Seite zu schlagen, ohne auch das Interesse der eigenen Bevölkerung im Blick zu haben.“ Auf Nachfrage meinte der FPÖ-Generalsekretär jedenfalls, dass auch Russland „kriegsgeil“ sei.

Ein Geplänkel über Vergleiche zwischen bewaffneten Motorradgangs und „Klimaterroristen“ (Hafenecker: „Ich habe den Begriff ganz bewusst gewählt“) führte zu den bekannten FPÖ-Aussagen über die Klimakrise. Bei der sich Hafenecker vor allem über zu viel Sorgen Sorgen macht. Die Medien fänden ja „alle paar Jahre einen neuen Modus Operandi, um die Leute in Furcht und Schrecken zu versetzen“, besonders der ORF würde das „ganz ganz massiv“ betreiben. Veränderungen des Klimas habe es immer gegeben, was man tun müsse, sei zu „schaun, dass man entsprechende Technologien vorantreibt, um den CO2-Ausstoß zu minimieren“. Fragt sich, warum das eigentlich nötig sein soll, wenn die Entwicklungen ja aus FPÖ-Sicht eh ganz normal sind.

Was kostet das?

Doch da war man schon beim Thema Teuerung und Inflation. Der von der FPÖ vorgeschlagene Preisdeckel auf Treibstoffe, Energie und Grundnahrungsmittel lieferte eine interessante Episode im Gespräch, weil Wolf wissen wollte, was das kosten würde. Er wisse es nicht, sagte Hafenecker, er sei nicht im Finanzausschuss und habe „nicht den Anspruch, alles zu wissen“. Man hörte in der Folge viel Whataboutismus zu den Ausgaben in der Coronazeit, Wolf ließ sich nicht damit abspeisen: „Ich gehe ja davon aus, dass Sie seriöse Politik machen und sich ihre Vorschläge vorher durchrechnen. Was kostet das?“, fragte er.

Die Unterstellung seriöser Politik, eine kleine Kunstfigur im beiderseits betont ruhigen Interview? Gerade nach Wolfs Eingangsworten über den Aufstieg der FPÖ („mit aggressiver Rhetorik und ihrer umstrittenen Corona-Politik“ habe die Partei es geschafft, in den Umfragen auf Platz eins zu klettern) mochte das überraschen. Beim Durchgehen des FPÖ-Vorschlags zur Preissenkung (der offenbar laut Budgetdienst mindestens sechs Milliarden pro Jahr kosten würde) glänzte Hafenecker jedenfalls nicht. Es folgten die Themen Vermögenssteuer (Hafenecker befürchtet, die würde zur „Massensteuer“ werden), Asyl (eine „No-Way-Politik“ müsse angestrebt werden) und die Frage nach einer möglichen Regierungsbeteiligung der FPÖ. Sie „steht geschlossen hinter Herbert Kickl“, die Partei würde keinen anderen freiheitlichen Kanzler nominieren, um einen Koalitionspartner zu finden, stellte Hafenecker klar. Man wird zu diesem Thema, darf man vermuten, im sommerlichen Interviewreigen noch einiges hören.

>> Die Sendung zum Nachschauen

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