Über die unprofessionelle Sammlertradition eines kleinen Landes, wo der Künstler gleich ums Eck wohnt. Und man den Galeristen nicht traut.
Bitte gleich einpacken – darf man Kunst eigentlich direkt beim Künstler kaufen? Natürlich darf man. Solange der Künstler keine Galerie hat. Solange er kein ernsthaftes Interesse an einer Karriere hat. Und der Sammler nur daran interessiert ist, ein Schnäppchen zu machen.
Was in Österreich, wo man den Künstler schnell einmal persönlich kennt, lange Usus war (und immer noch ist, spricht man mit Hobbysammlern), ist in Wirklichkeit höchst unprofessionell von beiden Seiten. Denn die Rolle des Galeristen, der Galeristin zu unterschätzen bzw. ihre Provision zu umgehen ist die meist sogar fast schadenfrohe Verkennung der Tatsache ihrer Leistung. Dabei ist es die (gute) Galerie, die das nationale und internationale Marketing betreibt, sich um Ausstellungen kümmert, um Messeauftritte – und oft auch um Werkkataloge. Man kann also annehmen: Ein Hauptwerk, ja, ein relevantes Werk wird ein Künstler nicht unter der Hand verkaufen. Und wenn doch – scheint man als Käufer nirgends auf.
Gabriele Senn, Präsidentin des Galerienverbands, formuliert es noch drastischer: „Galerien und ihr Netzwerk sind oft entscheidend für die Karrieren der Künstlerinnen. Die Sammlerinnen haben dadurch die Möglichkeit, ein Werk von Beginn an zu begleiten und relevante Arbeiten für ihre Sammlung zu erwerben. Schlussendlich ist es doch nur der plumpe Versuch, billig Kunstwerke quasi nachzukaufen, und geht mit einem jahrelangen Unverständnis des Künstlers, der Künstlerin und deren Werk gegenüber einher.“ sp
("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.04.2013)