Die Gebrüder Ruhm hantieren im Tapaslokal ZentRuhm hemdsärmlig mit Salsas und Süppchen.
Kollegen aus der gehobenen Gastro zeigten sich betroffen, als letzten November das Drei-Hauben-Lokal Schubert gleich hinter der Mölkerbastei zugesperrt hat. Das Team rund um Sascha Hofmann hatte die schwerfälligen Gemäuer mit moderner Farm-to-table-Küche entstaubt. Überhaupt erwies sich das verwinkelte Kellergewölbe über die Jahre als schwer zu bespielen. Die Nächsten, die es nun mit der Adresse aufnehmen, sind Sascha und Marcel Ruhm.
With a twist
Die Brüder kennt man schon vom Nikkei-Konzept DiningRuhm im Vierten. Dort servieren sie peruanisch-asiatische Gerichte im Casual-Fine-Dining-Setting, gern also auch ohne Sakko. In der Schreyvogelgasse gehen sie es noch hemdsärmliger an, die Gäste sollen sich leisten können, ein, zwei Mal die Woche nach der Arbeit vorbeizuschauen. Gegessen werden Tapas zwischen fünf und zehn Euro. Auf Nikkei wollte sich Küchenchef Marcel Ruhm dabei allerdings nicht wieder beschränken müssen, auch wenn dann noch Gerichte wie die typisch peruanischen Spießchen vom Rinderherz „Anticucho“ (8 Euro) auf der Karte stehen — mariniert sind sie gut, das bissfeste Fleisch muss man mögen. Eine schöne Ergänzung sind die krossen Tostadas — laut Küchenchef beim letzten Mexiko-Urlaub aufgeschnappt — mit „Spicy Salmon“ und Prawn Ceviche (4,9 Euro) oder die mit Ponzu marinierten Sardinen (6 Euro). Wie schon im Schwesternbetrieb machen hier die teilweise üppigen, teilweise spritzigen Salsas und Süppchen den auf der Karte beschworenen „Twist“ aus.
Man versteht sich darauf, sauer, scharf, fettig und umami am Teller so zu kombinieren, dass man sich nie langweilen muss. Der gut gebräunte Karfiol mit MisoTrüffel (7,5 Euro) ist prächtig, die Tempura-Tapas (5-8 Euro) machen Spaß beim Dippen und Teilen, ebenso die Minipizzen (7–9 Euro). Ganz wie in Spanien lässt sich auch hier der Tapas-Abend mit Churros (6 Euro), also frittierten Teigkringeln mit Zimt, Zucker und flüßiger Schokolade, abschließen. Der Service ist zum Schmähführen aufgelegt und betont lässig im Umgang, in erster Linie aber flott. Sechs, sieben bestellte Tellerchen sind in wenigen Minuten am Tisch. Eine Herausforderung für die Küche bei vollem Haus. Diese Woche ist es dann leider bis aufs Weitere vorbei mit der Terrasse, dann geht es ab in den Keller. Der teilweise drückenden Enge hat man versucht, mit „crazy“ Innenarchitektur entgegenzuwirken. Das funktioniert hier — mit knallroten bis laubgrünen Wänden — besser als da — mit Neon-Schriftzug und halbierter aus der Mauer ragender Meerjungfrau.
Info
ZentRuhm, Schreyvogelgasse 4/6, 1010 Wien, Tel.: +43/(0)676 514 07 74,
Restaurant: Di–Sa: 16–22 Uhr. Mehr Kolumnen auf: DiePresse.com/lokalkritiken