Tisch für Vier

Lokalkritik im Steinhart: Ottolenghi in Rufnähe!

Das Steinhart
Das SteinhartChristine Pichler
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Diesmal: Tisch nur für einen – im diesbezüglich geeigneten und auch sonst sehr bemerkenswerten Steinhart. 

Es gibt ja viele Kategorien, in die man Lokale einteilen kann, aber eine kommt meist zu kurz: Fühle ich mich darin auch allein wohl? Und zwar nicht beim schnellen Lunch, das ist easy, aber wenn’s einen nach Belohnungsdinner gelüstet und keine Begleitung zur Hand ist? Darüber entscheidet gar nicht die Güte des Servierten oder der Charme des Personals (in den feinen Buden nervt das Scharwenzeln gut gemeinter Aufmerksamkeit eher). Dass wir Erquickung am Gaumen und nicht bloß Sättigung anstreben, sei vorausgesetzt (also nix Steaklokal, Pizzeria und Ripperlgrill). Es sind andere Dinge, die zur Solisten-Labe befähigen, und welche das sind, haben wir uns – ­korrekt wäre Einzahl – im Steinhart angeschaut. Es liegt unweit des Hauptbahnhofs auf Favoritner Seite, gar nicht abgelegen, nur ungewohnt, weil einen bislang nicht viel in die Ecke führte. Gefühlt war hier jahrzehntelang Baustelle; bei der Belebung des Neubaugrätzels wird das Steinhart eine tragende Stütze sein (100 Plätze im Schanigarten). Nach einigen Wochen Probegalopp mit Frühstück, Lunch und Snacks steht jetzt auch Fine Dining am Programm.

Das Steinhart
Das SteinhartChristine Pichler

Die Räumlichkeit: eher weitläufig, im Industrial Chic zwischen nüchtern und gemütlich. Kaum das Richtige für den Hochzeitstag, dafür nicht unpassend, wenn man am Smartphone nesteln, Dinge erledigen will, was man halt tut, wenn man ohne Gesellschaft ist. Alternative: die Weinkarte studieren, denn die hat’s in sich im Steinhart. Regional ist ja schon ein Allerweltsbegriff, aber die meinen’s wirklich ernst mit dem Wiener Wein: 31 Posten zählen wir, sechs offen, und wie der ­Riesling von Julia Kroiss aus Sievering zeigt, bestehen die Lagen jeden Vergleich, freilich mehr auf der weißen als roten Seite (Spezialdisziplin: Wiener Gemischter Satz). Zu den meisten Produzenten haben die Geschäftsführer Florian Steiner und Klaus Hartl (daher der Lokalname) eine persönliche Bande, bezogen wird direkt. Exotisch: Whiskey, Gin, Wodka, Rum aus Österreich; neue Namen, neues Spiel! Die Karte, knapp, konzentriert, spielt die jungen Klassiker, Ottolenghi in Rufnähe. Mit Mangold dieser Geschmacksdichte hatten wir bislang nicht das Vergnügen, er gehört zum Eins-a-Eismeersaibling (Fenchel, Beurre blanc, Süßkartoffel, 23 Euro). Davor zeigte die kalt aufgetischte Rübe (Ziegenkäse, Apfel, Dille, 8,90), wie man schmeichelnde Wärme im Mund erzeugt. Und Freude. Den Schweinebauch hätten wir auch noch gern probiert, aber dafür waren wir allein dann doch zu wenige.

Info

Das Steinhart, Erika-Krenn-Promenade 15, 1100 Wien, Tel.: +43/(0)660/110 01 22,
Mo–Fr: 8.30–23 Uhr. Mehr Kolumnen auf: DiePresse.com/lokalkritiken

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