Signa

Rettet der saudiarabische Kronprinz René Benkos Signa?

Der Vermögensfonds wird vom saudiarabischen Regierungschef, Kronprinz Mohammed bin Salman, geleitet.
Der Vermögensfonds wird vom saudiarabischen Regierungschef, Kronprinz Mohammed bin Salman, geleitet. APA/AFP
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Der saudiarabische Staatsfonds soll sich Beratung für eine Kreditvergabe an René Benkos Signa geholt haben. Das Königreich hatte den Tiroler Immobilienunternehmer schon beim Kauf von Signa Sports finanziell unterstützt.

René Benko braucht viel Geld, wenn er sein Immobilien- und Handelsimperium retten will. Dafür bat er den saudischen Kronprinz, Mohammed bin Salman (38), um Hilfe. Die Saudis schwimmen nur so im Geld und wollen sich vom Geschäft mit Erdöl losreißen. Daher investieren sie über den staatlichen Fonds PIF Milliarden in neue Geschäfte.

Nun laufen intensive Gespräche über ein millionenschweres Darlehen. PIF hat die Anwaltskanzlei Latham & Watkins LLP beauftragt, ihn bei der Vergabe von Krediten an die Signa-Gruppe von René Benko zu beraten, da der Tiroler Tycoon mit einem Liquiditätsengpass zu kämpfen hat. Das berichteten die Nachrichtenagentur Bloomberg sowie das Magazin „Business Insider“.

Laut einer in die Sache eingeweihten Person hat der öffentliche Investitionsfonds eine nachrangige Schuldposition, die über die verschiedenen Signa-Unternehmen verteilt ist. Mehrere Einheiten von Benkos Imperium, darunter die Immobilienentwickler-Sparte Signa Prime Selection, stehen unter Liquiditätsdruck, seit die steigenden Zinssätze die Immobilientransaktionen in den Keller geschickt haben.

Kronprinz Mohammed bin Salman hat Vorsitz im Fonds

Der Vermögensfonds, dessen Vorsitz der saudiarabische De-facto-Herrscher, Kronprinz Mohammed bin Salman, innehat, ist einer der vielen hochkarätigen Partner, die Benko zur Finanzierung der raschen Expansion seines Unternehmens gewonnen hat. Signas weitverzweigtes Firmennetz umfasst Vermögenswerte, die von einer Beteiligung am New Yorker Chrysler Building bis hin zum Miteigentum am Londoner Kaufhaus Selfridges reichen.

Zu den Anteilseignern der Signa gehören unter anderem der Logistikmanager Klaus-Michael Kühne, der Gründer des Zoofachgeschäfts Fressnapf, Torsten Toeller, sowie die Familien Peugeot und Rausing. Da die Geschäftsbereiche Signa Prime und Signa Development nun unter Druck stehen, wenden sie sich an Finanzberater, um ihre Liquiditätsengpässe mit den Gläubigern zu bewältigen. Unterdessen haben die Aktionäre des Unternehmens Benko aufgefordert, zurückzutreten, damit Arndt Geiwitz, ein bekannter deutscher Sanierungsexperte, die Kontrolle übernehmen kann.

Saudis verhalfen Benko zu Selfridges und Signa Sports

PIF war Berichten zufolge an einer Reihe von Signa-Transaktionen beteiligt und unterstützte unter anderem den Signa-Fonds, der eine 50-prozentige Beteiligung an Selfridges erwarb, wie die britische Zeitung „Telegraph“ im Juli berichtete. Eine Tochtergesellschaft des Staatsfonds investierte auch in den inzwischen insolventen Onlinehändler Signa Sports United, bevor er über die spezielle Übernahmegesellschaft von Ron Burkle an die Börse ging, wie aus Unternehmensunterlagen hervorgeht.

Der saudiarabische PIF ist für die meisten Projekte des Königreichs verantwortlich, die darauf abzielen, die Wirtschaft des Landes von der Abhängigkeit vom Ölverkauf zu befreien. Dazu gehören die Entwicklung eines Automobilproduktionszentrums, Tourismusprojekte und der Bau großer neuer Städte. Ein Sprecher des PIF lehnte eine Stellungnahme zu der Ernennung ab. Sprecher von Latham & Watkins reagierten nicht sofort auf eine Anfrage nach einer Stellungnahme.

Zwiespältige Figur

Der Kronprinz lässt sich gern als Reformer präsentieren und will das Land unabhängig vom Erdöl machen. Spätestens seit dem Sommer 2023 ist Mohammed bin Salman auch jedem Fußballfan ein Begriff. Der Grund: Der De-facto-Herrscher Saudi-Arabiens kauft Europas Top-Ligen leer. Benzema, Neymar, Brozovic - sie alle spielen seit diesem Jahr neben Cristiano Ronaldo in der saudischen Fußballliga. Doch beim Fußball bleibt es nicht. Saudi-Arabien investiert massiv in den Sport, egal ob Golf, Boxen oder E-Sports. Einerseits stecken dahinter wirtschaftliche Interessen.

Doch seine Sozialreformen lösen bei Menschenrechtshütern große Sorgen aus. Er ist bekannt dafür, dass er Regimegegner eiskalt ausschalten ließ. Im November 2017 ließ er rund 200 führende Persönlichkeiten des Landes in einem 5-Sterne-Hotel festhalten, darunter Prinzen, Geschäftsleute und hochrangige Politiker. Er selbst bezeichnete die Aktion als Antikorruptionskampagne. Polit-Experten vermuten, dass dahinter vor allem eines steckt: eine Machtdemonstration. Zusätzlich brachte die Verhaftungswelle dem Herrscher und seiner Regierung rund 85 Milliarden Dollar ein.

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