Tisch für vier

Lokalkritik im Limón: Linguine im Parmesanlaib

Restaurant Limón
Restaurant LimónChristine Pichler
  • Drucken

Das Limón ist Italien, Spanien und Frankreich in einem und dazu ein wenig Showküche: Das ist viel gewollt.

Es ist gar nicht so einfach, den Süden Italiens auf der Wiener Stadtkarte auszumachen. Er liegt neuerdings direkt neben Südfrankreich und Mallorca im Grand Ferdinand an der Ringstraße. Da das Restaurant Limón am Eingang nicht beschriftet ist, muss das Rezeptionspersonal aushelfen: Ab in den achten Stock! Hoteleigentümer Florian Weitzer wollte mit diesem Projekt laut Pressemitteilung eine Art Best-of der Urlaubsspeisekarten aus Italien, Spanien und Frankreich zusammenstellen. Das Unterfangen, drei Länderküchen zu bündeln, ist denkbar schwierig. Untertags bleibt die Örtlichkeit den Hotelgästen vorbehalten, Dienstag- bis Samstagabend steht das Dachgeschoss auch externen Gästen offen.

Restaurant Limón
Restaurant LimónChristine Pichler
Restaurant Limón
Restaurant LimónChristine Pichler

Unter campariroten Wänden (offizielle Partnerschaft) und Dachschrägen nimmt der Gast Platz, etwas verloren im Raum tut sich eine Rankenwand aus Zimmerpflanzen auf, ein angenehmer Gesprächsteppich legt sich über den Abend. Den italienischen Charme sollen einzelne Zitronen am Tisch, heimelige Geschirrhangerl und herzig gemusterte Teller beisteuern. Und auch der gesalzene Preis fürs Gedeck erinnert an den Italienurlaub: fünf Euro pro Person. Vielleicht ist das Aufwandsentschädigung für die Showküche, die hier geboten wird?

Besonders beliebt: ein Wagen samt riesigem Parmesanlaib, der quer durch den Raum gekarrt wird. Direkt in den Laib werden dann cremige getrüffelte Linguine angerührt (29 Euro). Äußerst instagramtauglich! Zudem stehen auf der Karte: Crépe Suzette (16), die am Tisch flambiert, sowie eine Seezunge (38), die vorm Gast filetiert wird. Auch das Beef Tatar (25) wird vor den Augen des Gasts zubereitet. Das Gericht ist sehr gelungen, der Servicekraft beim Umrühren zuzuschauen, allerdings eher überflüssig. Solide ist das Carpaccio von der Roten Rübe (13) unter den Vorspeisen. Die Spaghetti all’astice (29) sind dann aber wirklich perfekt auf den Punkt gekocht und die Hummersauce dazu famos, auf der französischen Seite kann die Rinderbacke mit Trüffelpüree (27) mit herbstlichen Aromen punkten. Die Oktopuslinguine mit Rotweinsauce (25) dafür sind unterdurchschnittlich geraten. Eine Enttäuschung auch die mickrige gefüllte Zitrone (12) zum Nachtisch: Die Pannacotta darin schmeckt so, als wäre sie im Kühlschrank zu lange neben dem Käse gestanden. Dann lieber einen Schöpfer Tiramisu mit extraviel Kakao (12)! Zu erwarten sind hohe Preise auf einer Ringstraßenterrasse allemal, für heimisches Publikum zahlen sie sich allerdings nicht wirklich aus.  

Info

Limón, Schubertring 10–12, 1010 Wien, Tel.: +43/(0)1/90211, Restaurant: Di–Sa: 17–24 Uhr.
Mehr Kolumnen auf: DiePresse.com/lokalkritiken

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Stefan Sigl kocht im Kråmerladen auf Gut Wildshut
Lokal-Kolorit

Lokalkritik im Wildshut: Aus dem Steirereck an die Grenze

Hechtnockerl und Feigenblatt: An der Grenze zu Bayern kocht ziemlich unbemerkt ein ehemaliger Steirereck-Koch.
Unter 20 Euro

Lokalkritik im Café Florianihof: Ein Abendlokal mit Burger und Sandwiches

Jetzt haben die neuen Betreiber dem Café Florianihof doch ein ganz neues Konzept verpasst: als Abendlokal, mit Reznicek-Cordon-bleu als Burger, viel Wein und: Susitorte.
Tisch für vier

Lokalkritik im Dots Establishment: Alles ziemlich durchschnittlich

Martin Ho gibt nicht auf und will jetzt die Welt erobern. Ob diese auf Dots Establishment gewartet hat?
Unter 20 Euro

Lokalkritik im Das Hegel: Entspannte Atmosphäre, ausbaufähige Küche

Aus dem Café Hegelhof wurde Das Hegel. Ein nettes, entspanntes Innenstadtcafé, das alles andere als überrannt ist, Frühstück und einfaches, aber ausbaufähiges Mittagessen bietet.
Unter 20 Euro

Lokalkritik im Toast.ed: Bei Toast muss alles sitzen

Bei Toast.ed in der Gumpendorfer Straße gibt es genau das: Toasts in unterschiedlichsten Varianten. Beim Salzigen gibt es Luft nach oben, wer Süßes liebt, ist hier richtig.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.