Zwei Jahre Ukraine-Krieg

Ursula von der Leyen: „Stehen an Seite der Ukraine“

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen von der Leyen, Italiens Premierministerin Giorgia Meloni, Kanadas Prmier Justin Trudeau und Belgiens Regierungschef Alexander De Croo in der Ukraine.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen von der Leyen, Italiens Premierministerin Giorgia Meloni, Kanadas Prmier Justin Trudeau und Belgiens Regierungschef Alexander De Croo in der Ukraine.Imago / Benoit Doppagne
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Zum zweiten Jahrestag des russischen Überfalls auf die Ukraine reisen mehrere westliche Regierungsspitzen in die Ukraine. Die EU-Kommissionspräsidentin bekräftigt die Solidarität mit dem Land, Nato-Chef Jens Stoltenberg bekräftigt einen Nato-Beitritt der Ukraine.

Führende westliche Regierungschefs haben anlässlich des zweiten Jahrestages der russischen Invasion demonstrativ der Ukraine ihre Unterstützung versichert. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und die Regierungsspitzen aus Italien, Kanada und Belgien - Giorgia Meloni, Justin Trudeau und Alexander De Croo - reisten gemeinsam nach Kiew. Der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskij zeigte sich siegessicher.

„Mehr denn je stehen wir fest an der Seite der Ukraine. Finanziell, wirtschaftlich, militärisch und moralisch. Bis das Land endlich frei ist“, betonte von der Leyen auf X (Twitter) am Samstag. „Genau vor zwei Jahren schien es, als ob alles verloren ist und innerhalb weniger Tage fällt“, sagte sie. Doch dank des Mutes der Ukrainer sei das nicht geschehen. Die Politikerin zählte das Erreichte innerhalb der vergangenen zwei Jahre auf und hob unter anderem das Freikämpfen der von Russland blockierten Handelswege im Schwarzen Meer hervor. Von der Leyen übergab zudem 50 Fahrzeuge an die ukrainische Nationalpolizei und die Generalstaatsanwaltschaft.

Die Delegation besuchte den 20 Kilometer vor Kiew liegenden Flughafen Hostomel, Schauplatz heftiger Kämpfe zu Beginn des Kriegs. „Wir sind heute hier, um diesen Männern und Frauen zu danken, die am 24. Februar vor zwei Jahren nicht weggelaufen sind, sondern gekämpft haben“, sagte Meloni. Der Flughafen sei ein Symbol für den ukrainischen Stolz.

»Wir haben dafür gekämpft. Schon seit 730 Tagen unseres Lebens. Und wir werden siegen.«

Wolodymyr Selenskij 

Ukrainischer Staatschef

Der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskij zeigte sich siegessicher. „Jeder normale Mensch will, dass der Krieg endet, aber niemand von uns erlaubt, dass unsere Ukraine endet“, sagte Selenskij vor dem Hintergrund zerstörter Flugzeuge auf dem Flughafen Hostomel. Daher werde der Krieg nur „zu unseren Bedingungen“ und mit einem „gerechten“ Frieden enden. Selenskij sagte, er sei stolz auf die um ihre Unabhängigkeit kämpfenden Ukrainer. In der Zukunft werde das Wort Ukraine immer neben dem Wort „unabhängig“ stehen. „Wir haben dafür gekämpft. Schon seit 730 Tagen unseres Lebens. Und wir werden siegen.“ Der Militärflugplatz in Hostomel war in den ersten Kriegstagen von russischen Einheiten erobert worden, die später aber wieder von der ukrainischen Armee vertrieben wurden.

Italien und Kanada unterzeichnen Sicherheits-Abkommen

Meloni und Trudeau unterzeichneten während ihres Aufenthalts Sicherheits-Abkommen mit Selenskyj. Wie der ukrainische Präsident weiter mitteilte, wird Kanada heuer über zwei Milliarden Euro militärische und finanzielle Hilfe für die Ukraine leisten. Ähnliche Verträge haben Frankreich und Deutschland mit der Ukraine abgeschlossenen. Dabei geht es unter anderem um Militärhilfen.

Im Laufe des Tages fand außerdem eine Videokonferenz der G7-Staaten statt, die von Meloni als amtierender Vorsitzender der Gruppe der sieben großen demokratischen Industrienationen einberufen worden war. Die Videoschaltung wurde von Meloni aus der Sophienkatedrale in Kiew geleitet. Auch EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen sowie Kanadas Premierminister Trudeau waren persönlich dabei. Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz nahm aus Berlin teil. Kein ranghoher US-Politiker war nach Kiew gereist. Auch Selenskij war zur G7-Videokonferenz eingeladen. In ihrer Videoschaltung machte die G7-Gruppe deutlich, das angegriffene Land weiter unterstützen zu wollen.

Italiens Premierministerin Meloni mit Selenskij in Kiew.
Italiens Premierministerin Meloni mit Selenskij in Kiew.Reuters / Ukrainian Presidential Press Service

Österreich sagt Ukraine „unerschütterliche Solidarität“ zu

Auch österreichische Spitzenpolitiker bekräftigten die „unerschütterliche Solidarität“ mit der Ukraine. „Dieser sinnlose Krieg muss enden“, betonte Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) in einer Videobotschaft, die am Samstag auf X (vormals Twitter) veröffentlicht wurde. Zwei Jahre nach dem Kriegsbeginn sei Russland einem Sieg keinen Schritt näher gekommen, und man werde die Ukraine unterstützen „so lange es nötig ist“, versicherte Schallenberg.

Van der Bellen erklärte in einer eigenen Videobotschaft, die laut Präsidentschaftskanzlei auch im ukrainischen TV verwendet wird, an die Ukrainer gerichtet: „Die Ukraine gehört zur europäischen Familie.“ Er lobte den „heldenhaften Widerstand“ der Ukrainer. „Ihr Opfer darf nicht vergeblich sein.“

Dagegen kritisierte FPÖ-Chef Herbert Kickl die „Kriegstreiberei der EU“ und sprach in einer Aussendung wieder einmal von sich in dritter Person: „Ein freiheitlicher Volkskanzler hätte längst das neutrale Österreich als Ort für Friedensgespräche angeboten und den Versuch unternommen, einen Waffenstillstand als ersten Schritt in Richtung Frieden zu erreichen.“

Stoltenberg: „Die Ukraine wird der Nato beitreten“

Auch Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg meldete sich zu Wort und bekräftigte einen Eintritt des Landes in das Bündnis. „Die Ukraine wird der Nato beitreten. Es ist nicht die Frage, ob, sondern wann“, sagte der Norweger am Samstag in einer Video-Botschaft. „Während wir sie auf diesen Tag vorbereiten, wird die Nato der Ukraine weiterhin zur Seite stehen“, sagte Stoltenberg.

Das Ziel von Kremlchef Wladimir Putin, die Ukraine zu beherrschen, habe sich nicht geändert. Der russische Präsident habe diesen Krieg begonnen, weil er der Ukraine die Tür zur Nato verschließen und das Recht verweigern wollte, ihren eigenen Weg zu wählen. Doch er habe genau das Gegenteil erreicht. „Die Ukraine ist jetzt näher an der Nato als je zuvor.“

Russische Angriffe auf Ukraine gehen weiter

Die Kämpfe gehen auch nach zwei Jahren unvermindert weiter. Das russische Militär griff die südukrainische Hafenstadt Odessa die zweite Nacht in Folge mit Kampfdrohnen an. Dabei sei unter anderem ein Wohnhaus zerstört wurden, teilte die örtliche Militärverwaltung in der Nacht auf Samstag mit. Mindestens ein Mensch wurde demnach getötet, drei weitere seien verletzt ins Krankenhaus gebracht worden. Möglicherweise seien noch Menschen unter den Trümmern eingeschlossen, hieß es. Die Suchaktion dauerte zunächst noch an. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig prüfen.

In der südrussischen Stadt Lipezk kam es in der Nacht ebenfalls zu Explosionen. Berichten zufolge soll in Russlands größtem Stahlwerk ein Großbrand ausgebrochen sein. Der Gouverneur des Gebiets, Igor Artamonow, berichtete auf seinem Telegram-Kanal zunächst von einem Feuer in einer Werkshalle. Der Brand sei gelöscht worden, es bestehe keine Gefahr, dass gefährliche Stoffe freigesetzt würden. Die Sicherheitsdienste prüften demnach Informationen über einen Drohnenangriff.

Ukraine greift Kurs und Tula mit Drohnen an

Das russische Verteidigungsministerium in Moskau berichtete unterdessen über weitere ukrainische Drohnenangriffe in den Regionen Kursk und Tula. Mehrere unbemannte Flugkörper seien von der Luftabwehr abgefangen und zerstört worden. Auch diese Angaben waren zunächst nicht überprüfbar.

Ukraine will russisches Aufklärungsflugzeug abgeschossen haben

Die ukrainische Flugabwehr hatte zuvor eigenen Angaben zufolge ein weiteres russisches Aufklärungsflugzeug des Typs A-50 abgeschossen, wie Luftwaffenchef Mykola Oleschtschuk am Freitag bei Telegram mitteilte. Nach Medienberichten erfolgte der Abschuss über dem russisch kontrollierten Asowschen Meer, das Flugzeug stürzte über dem südrussischen Gebiet Krasnodar ab. Eine offizielle Bestätigung von russischer Seite gab es nicht. Die Staatsagentur Tass berichtete lediglich von einem Brand in der Region Krasnodar, den ein „herabstürzendes Flugobjekt“ verursacht habe. Militärexperten zufolge verfügt Moskau nur über gut ein halbes Dutzend einsatzfähiger Flugzeuge dieses Typs.

Russland, das bereits 2014 die ukrainische Schwarzmeer-Halbinsel Krim völkerrechtswidrig annektiert hat, hatte am 24. Februar 2022 mit einer Vollinvasion gegen das Nachbarland begonnen. Während die Ukraine im ersten Kriegsjahr bemerkenswerte militärische Erfolge zu verzeichnen hatte und einige besetzte Regionen wieder befreien konnte, sieht es momentan aus Kiewer Sicht deutlich schlechter aus.

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