Der inoffizielle chinesische Botschafter am Naschmarkt macht Nudeln zum Staunen.
Diese Nudeln! Bissfest und wunderbar teigig, schön breit und aufnahmefähig für die Säure und erst die Schärfe, die sich in der Schüssel tummeln. Aber ich greife voraus. Die Chinabar an der Wien in den Ausläufen des Naschmarkts direkt an der U-Bahn-Station Kettenbrückengasse hat die Führung und den Namen gewechselt. Gastronom Simon Hong Xie (On, Chinabar) hat abgegeben, und Koch Zhang Fa Jun und seine Frau Yin Min, die ein paar Hundert Meter die Linke Wienzeile hinauf schon die China Kitchen bewirten, haben die Geschicke in der Küche übernommen. Und diese verstehen sich als eine Art kulinarische Botschafter, welche den heimischen Besuchern schrittweise authentische chinesische Küche näherbringen wollen. In diesem konkreten Fall nun die Küchentraditionen aus Xi’an und Sichuan, wie auf der Website nachzulesen ist.
Im Sommer profitiert das Restaurant von einem schönen, ruhigen Gastgarten, im restlichen Jahr immerhin von der nach oben strebenden Jugendstilarchitektur des Gebäudes. Im Restaurant selbst nimmt man zwischen Pfauentapeten und kräftig roten Wänden Platz, am Tisch lenkt bis auf eine Tulpe und ein paar Essstäbchen dankenswerterweise nichts von dem ab, was da gleich serviert wird. Und da lässt man sich nicht lang bitten: Kaum hat man bestellt, stehen die ersten Teller bereit. Zum Beispiel fantastische, weich-flutschige Teigtaschen gefüllt mit Gemüse (oder auch Rind oder Garnele) in Chili-Öl, karamellisierter Sojasauce und Sesam (8,50 Euro für fünf Stück). Als Soulfood on the side eignet sich das Popcorn Chicken serviert im Körbchen mit Mayonnaise, zum Ausgleich auf keinen Fall auf den marinierten Algen- oder Enoki-Salat (7,50) verzichten: Die feine Säure hält frisch.
Eine Spezialität des Hauses ist ohne Zweifel die Peking-Ente. Sie wird mit Gewürzen gebeizt, mit Honig mariniert, über mehrere Stunden hängend gegart. Serviert wird sie schließlich fein tranchiert auf einem Holztableau mit Gurke, Mango, Lauch und Reisfladen (45). Das eindrucksvolle Gericht reicht leicht für zwei Personen und einiges Staunen. Und trotzdem geht nichts über die handgezogenen Biang-Biang-Bandnudeln. Gebettet auf Pakchoi und Pilzen und eingemacht mit viel Knoblauch, Chili, Koriander und Jungzwiebeln, weiß man gar nicht, wohin mit so viel Geschmack. Perfekt ausbalanciert, nicht zu salzig, nicht zu scharf, nicht zu sauer (13,50–16,60). Die darf man sich nicht entgehen lassen. Aber man kann auch einfach die Karte rauf und runter bestellen – und liegt nie falsch.
Info
Red Bowl, Rechte Wienzeile 49, 1050 Wien, Tel.: +43/(0)676 325 69 33, Restaurant: Mo–Sa: 11.30–23 Uhr, So: 12–22 Uhr. Mehr Kolumnen auf: DiePresse.com/lokalkritiken