Im Kino erzählt „The Secret Man“ gerade von „Deep Throat“ Mark Felt, einem der berühmtesten Whistleblower der jüngeren Geschichte. Menschen wie er geben gute Filmhelden ab: Fünf Empfehlungen.
Serpico
Von Sidney Lumet, 1973
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Alle Whistleblower-Geschichten sind im Grunde Märtyrer-Geschichten. Sie handeln von Menschen, die sich jeder Vernunft zum Trotz gegen die bestehende Weltordnung stemmen, weil sie ihren Idealen nicht Genüge tut. Die bereit sind, für ihren Glauben (an Gerechtigkeit, an Transparenz, an das Gesetz) große Leiden auf sich zu nehmen und, wenn es sein muss, alles zu opfern – nur um daran zu erinnern, dass eine andere Welt möglich wäre. Sie werden beschimpft und geächtet, bedroht und verleugnet. Doch sie bleiben standhaft; auch, weil jedes Nachgeben einen irreparablen Identitätsverlust bedeuten würde. An ihnen wird deutlich, wie nahe Narr und Held beieinander liegen. Aber auch, wie weit Wirklichkeit und Selbstbild der Gesellschaft auseinanderliegen. Sidney Lumets „Serpico“ ist ein Schlüsselwerk des Whistleblower-Genres: Der junge Al Pacino verkörpert den (realen) Cop Frank Serpico, der in den Sechzigern und Siebzigern dazu beitrug, einen Korruptionsskandal im New Yorker Polizeiapparat aufzudecken. Wir folgen seiner Entwicklung vom blauäugigen Streifenbullen bis zur Schusswunden-Kreuzigung samt Wiederauferstehung – begleitet von Pacinos äußerlicher Jesus-Werdung dank stetig zunehmendem Bartwuchs. Eine Passionsgeschichte.