Vor allem in der Politik ist des einen Freud oftmals des anderen Leid. Über unerwartete Wendungen und Fügungen, die den Gang der Weltgeschichte beeinflussten – vom 29. Mai 1453 bis zum 9. November 1989.
Eine vergessene Tür. Für die einen der Beginn des Aufstiegs zum Weltreich. Für die anderen so etwas wie das 9/11 des Spätmittelalters. Wir schreiben das Jahr 1453 im Herzen des oströmischen Christentums. „Byzanz hat nur eine Macht und Stärke mehr, seine Mauern; nichts ist ihm von seiner einstigen weltumspannenden Vergangenheit geblieben als dieses Erbe einer größeren glücklicheren Zeit“, notierte Stefan Zweig in seinen „Sternstunden der Menschheit“.
Der neue, junge Sultan der Osmanen, Mehmed II., versucht, diese scheinbar uneinnehmbaren Mauern einzunehmen. Von Adrianopel hat er eine riesige Kanone über den Landweg bis vor Konstantinopel schleppen lassen, um diese Mauern sturmreif zu schießen. In einer genialen Nacht- und Nebelaktion hat er seine Flotte auf Rundhölzern rollend über bergiges Land vom äußeren Meer in das Binnenmeer des Goldenen Horns transportieren lassen. Die Verteidiger von Konstantinopel trauen ihren Augen kaum, als sie am Morgen von ihren Mauern herabblicken.