1998 einigten sich Briten, Iren und Nordiren auf ein Ende des bewaffneten Konflikts. Patin des Friedensprozesses war die EU – den Frieden stiftete der Binnenmarkt.
Wien. Der Schatten des 10. April 1998 lastet schwer auf den Verhandlungen über den Austritt Großbritanniens aus der EU. An jenem Freitag zelebrierten die nordirischen Katholiken und Protestanten nicht nur die Passion Christi, sondern auch das Ende der Passion ihrer Heimat – Jahrzehnte bewaffneten Konflikts fanden ein offizielles Ende, als der damalige britische Premierminister, Tony Blair, der irische Ministerpräsident, Bertie Ahern, und Vertreter der politischen Parteien Nordirlands in Belfast einen Pakt unterzeichneten, das der britischen Unruheprovinz endlich Frieden bringen sollte. Die Patenschaft für das Karfreitagsabkommen übernahmen die USA und die EU.
Das Friedensabkommen, das im Folgemonat bei zwei Volksabstimmungen in Nordirland und der Republik Irland angenommen wurde, war ein Paradebeispiel politischer Abrüstung: Die Republik Irland verzichtete auf ihre Forderung nach Wiedervereinigung mit dem Norden, während die Briten versprachen, sich einer eventuellen Wiedervereinigung nicht in den Weg zu stellen, sollte sich eine Mehrheit der Nordiren dafür aussprechen. An der Verwaltung der Provinz waren fortan die katholischen Republikaner und die protestantischen Unionisten beteiligt, die britische Armee verringerte ihre Präsenz, London versprach Amnestie für die Widerstandskämpfer, während die Paramilitärs auf beiden Seiten des Konfessionsgrabens zusagten, ihre Waffen niederzulegen.