Speranza Scappucci: „Jedes Element in der Oper ist wichtig"

Speranza Scappucci
Speranza ScappucciDario Acost
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Die Italienerin Speranza Scappucci dirigierte 2016 erstmals in Wien.

Falsch oder richtig gibt es nicht in der Musik. Wir wissen nicht, wie Beethoven seine Symphonien gespielt haben wollte. Wir wissen nur, was er aufgeschrieben hat“, sagt die italienische Dirigentin Speranza Scappucci. Mit vier Jahren begann ihr Klavierunterricht. Sie studierte am angesehenen Santa-Cecilia-Konservatorium in Rom, an der Juilliard School in New York und arbeitete zunächst als Korrepetitorin. Das Leben eines Musikers ist nicht romantisch, es besteht aus Studieren, und es fordert große Opfer: „Physisch und geistig“. Der Lohn ist nicht nur der Applaus, sondern vor allem die „große Energie“, die Musik in die Seele bläst, und sie macht die Welt besser. Davon ist Scappucci überzeugt.

2016 stand die Römerin erstmals am Pult der Staatsoper, wo sie „Don Pasquale“, „La cenerentola“ oder „La Traviata“ leitete. 2017 dirigierte sie die Opernballeröffnung – und locker plaudert sie über die Vorbereitungen ihrer Auftritte, man wird schön gemacht, geschminkt, gekleidet fast wie eine Soprandiva. Ist früher perfekter oder schlampiger musiziert worden als heute? „Auf jeden Fall perfekter“, sagt Scappucci, „weil die Probenzeiten ja viel länger waren. Heute muss alles schnell gehen. Aber Musik braucht Zeit für die Entwicklung.

Mein wichtigster Rat an junge Musiker ist daher, nehmt euch Zeit, damit ihr so werdet, wie ihr es euch ersehnt habt.“ Zu Scappuccis aktuellem Repertoire gehört Puccinis „Bohème“, die sie an der Staatsoper leider krankheitshalber absagen musste, der Spanier Ramón Tebar springt ein. Sie dirigiert ferner Rossinis „Il Turco in Italia“, Mozarts „Così fan tutte“ oder Donizettis „La fille du régiment“. „Man muss hart arbeiten, aber man braucht auch ein bisschen Glück.“ Prima la musica, Musik zuerst, heißt es. Daran glaubt Scappucci nicht: „Jedes Element in der Oper ist wichtig, sie ist eben Musik und Theater, wenn alles zusammenkommt, gibt es eine wunderbare Aufführung.“

("Die Presse-Kulturmagazin", 12.04.2019)


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