Porträt

„Immer ein Schritt nach dem anderen“

Caio Kauffmann
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Mit gesundem Menschenverstand legt Otis-Austria-Chef Roman Teichert seine Aufgabe an. Man müsse sich selbst laufend weiterentwickeln, mutig sein und die eigenen Grenzen kennen.

Es gibt einige Parallelen zwischen Aufzügen und beruflichen Karrieren. Was Karrieren von Aufzügen unterscheidet: Bei Aufzügen gibt es sowohl in die Richtung nach oben wie nach unten Fangvorrichtungen – es kann also nichts überschießen und auch nicht zu schnell gehen. Alles Schritt für Schritt.

Das klingt etwas wie die Karriere von Roman Teichert, Geschäftsführer von Otis Austria, dem Ableger des weltweit umsatzstärksten Aufzugherstellers. Seit 2007 ist er für das US-Unternehmen tätig. Er absolvierte mehrere Stationen (Österreich, Deutschland, Balkan) in verschiedenen Unternehmensbereichen (Technologie, Verkauf, Operations), ehe er 2014 Chef der Österreich-Niederlassung wurde. Begonnen hat der 49-Jährige seine berufliche Karriere in einem anderen US-Konzern, bei Xerox.

Gesunder Menschenverstand

„Man muss bereit sein, sich selbst weiterzuentwickeln“, sagt Teichert über Karrieren in multinationalen Konzernen. Er selbst hat im Lauf der Jahre viele Ausbildungen gemacht, hat als studierter Techniker zu Beginn als Controller gearbeitet und sehr bald Führungsverantwortung übernommen. „Ich habe das Vertrauen bekommen, allerdings Führung ohne Führungsausbildung übernommen“, sagt Teichert. Seine Antwort darauf: Führen mit gesundem Menschenverstand. Mit anderen Worten: auf die Menschen zugehen, sofort Ideen, Mitarbeiter und Karrieren entwickeln.

„Ich hatte das Privileg, gute Führungskräfte zu haben“, sagt er. Immer wieder wagte er sich über neue Aufgaben, auch wenn er dabei mitunter an seine Grenzen stieß, was ihm auch enge Vertraute spiegelten. Dann müsse man auf sich selbst schauen und dürfe nicht der Gefahr erliegen, durch immer noch mehr Arbeit überzukompensieren und sich zu verrennen. Daher sagt er: „Immer ein Schritt nach dem anderen.“ Bis ganz nach oben.

Im Scherz sagt er: „Ich hatte keine Ahnung von Geschäftsführung, deshalb wollte ich Geschäftsführer werden.“ Und er wurde es. Es sei ein Vorteil, viele Bereiche gesehen zu haben: „Das hilft. Du weißt, wo du in die Tiefe scrollen musst und wo nicht.“ Aber, sagt er: „Ich bin immer wieder überrascht, was man als Geschäftsführer alles auf den Tisch bekommt.“

Da sei dann gefragt, was eine gute Führungskraft ausmacht: vermitteln, Mitarbeiter in eine positive Zukunft führen, Orientierung geben, zuhören und kommunizieren, vertrauen und zutrauen und Mitarbeiter entscheiden lassen. „Aber auch selbst entscheiden und den Mut haben, Visionen zu entwickeln.“ Und daran zu erinnern, „dass es auch andere Anbieter gibt, und dass sich alle jeden Tag anstrengen müssen“, sagt Teichert in Anspielung darauf, dass der Aufzug in der Wiener Otis-Zentrale nicht von Otis stammt.

Das Tempo steigt

Was für Führungskräfte heute anders sei als früher: Die im Internetzeitalter aufgewachsenen Generationen wollen noch stärker Anerkennung, Feedback und Wertschätzung. Neu sei auch die Geschwindigkeit der Veränderung und die Erwartung, dass mit der Digitalisierung die Produktivität steige. Für Otis heißt das etwa, die Daten, die von den in den Liften eingebauten Sensoren gemessen werden, in die Cloud zu schicken. Mittels Algorithmus sollen Fehler identifiziert und Störungen antizipiert werden. 5000 Aufzüge in Österreich, sagt Teichert, liefern schon jetzt in die Cloud.

Führungskräfte, so Teichert, sollten sich damit befassen, offen für Digitalisierung und mit den Auswirkungen auf die Unternehmenskultur vertraut sein: Denn die raschen Veränderungen, mit denen nicht alle Mitarbeiter gleich gut umgehen können, erzeugen mitunter Spannungen und Druck.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.07.2019)

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