Die französischen Behörden untersuchen mögliche Vergewaltigungen und andere Übergriffe durch den US-Multimillionär. Eine Opferschutzorganisation hat mehrere Zeugenaussagen gesammelt.
Im Zusammenhang mit den Missbrauchsvorwürfen gegen den verstorbenen US-Multimillionär Jeffrey Epstein hat die französische Justiz Ermittlungen wegen Vergewaltigungen und anderer sexueller Übergriffe eingeleitet. Dabei sollen mögliche Vergehen gegen teils minderjährige Mädchen untersucht werden, wie die Staatsanwaltschaft in Paris am Freitag mitteilte.
Die Ermittlungen konzentrierten sich demnach auf "potenzielle Verbrechen gegen französische Opfer auf nationalem Gebiet ebenso wie im Ausland, und auf Verdächtige, die französische Staatsbürger sind".
Mögliche Anklagen könnten wegen Vergewaltigung und sexuellem Missbrauchs von Minderjährigen, einschließlich Jugendlichen unter 15 Jahren, erhoben werden, führte Staatsanwalt Remy Heitz aus. Untersucht werden sollen ihm zufolge zudem Vorwürfe, wonach Epstein und Komplizen an einem Kinderhandelsring beteiligt gewesen sein sollen. Demnach geht es auch um mögliche Straftaten, die "mit einer Freiheitsstrafe von mindestens fünf Jahren geahndet werden".
Die französische Opferschutzorganisation „Innocence en Danger" („Unschuld in Gefahr") hatte am Donnerstag mitgeteilt, dass sie mehrere Zeugenaussagen über Missbrauchsfälle in Verbindung mit Epstein gesammelt und an die Justizbehörden in Frankreich und den USA weitergeleitet habe. Nicht alle der mutmaßlichen Opfer waren demnach Franzosen, jedoch hätten sich die Taten auf "französischem Boden ereignet und seien wahrscheinlich von Franzosen verübt worden", erklärte die Direktorin der Organisation Homayra Sellier.
Zahlreiche Verbindungen nach Frankreich
Epstein, der in den USA wegen diverser Sexualverbrechen angeklagt war und nach Angaben des US-Justizministerium vor knapp zwei Wochen Suizid in seiner New Yorker Gefängniszelle beging, hatte zahlreiche persönliche Verbindungen zu Frankreich. Er besaß ein Luxus-Apartment nahe dem Pariser Boulevard Champs-Élysées. Vor seiner Festnahme in New York Anfang Juli war er gerade aus Frankreich in die USA zurückgekehrt.
Einer von Epsteins engen Vertrauten war der einst einflussreiche französische Model-Magnat Jean-Luc Brunel, der die Agenturen Karin Models und MC2 Model Management gründete. In Gerichtsdokumenten wird Brunel Vergewaltigung vorgeworfen. Zudem soll er Epstein junge Mädchen beschafft haben. Brunel hat die Vorwürfe gegen ihn in der Vergangenheit stets zurückgewiesen. Seit der Anklage gegen Epstein hat er sich jedoch in der Öffentlichkeit nicht mehr geäußert.
Epstein selbst soll jahrelang minderjährige Mädchen sexuell missbraucht und zur Prostitution angestiftet haben. Bei einer Verurteilung hätten dem 66-Jährigen, der enge Kontakte zu hochrangigen Politikern und Prominenten unterhalten hatte, bis zu 45 Jahre Haft gedroht.
Zu Epsteins früherem Freundeskreis zählten unter anderem der heutige US-Präsident Donald Trump, der frühere US-Präsident Bill Clinton und der britische Prinz Andrew. Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs gegen letzteren, die von mutmaßlichen Opfern Epsteins erhoben wurden, wies der Buckingham-Palast zuletzt zurück.
Hilfe bei Suizidgefahr
Wer Selbstmordgedanken hat, sollte sich an vertraute Menschen wenden. Oft hilft bereits das Sprechen über die Gedanken dabei, sie zumindest vorübergehend auszuräumen. Wer für weitere Hilfsangebote offen ist, kann sich an die Telefonseelsorge wenden: Sie bietet schnelle erste Hilfe an und vermittelt Ärzte, Beratungsstellen oder Kliniken.
Wenn Sie oder eine Ihnen nahestehende Person von Depressionen betroffen sind, wenden Sie sich bitte an die Telefon-Seelsorge unter der Nummer: 0800 111 0 111.
(APA/AFP)