Luftfahrt

Ringen um staatliche Hilfe für Lufthansa dauert an

APA/dpa/Boris Roessler
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Die EU genehmigte sieben Milliarden Euro Staatshilfen für Air France, die AUA-Mutter braucht in Deutschland ein Hilfspaket von zehn Milliarden Euro.

Das Ringen um staatliche Hilfen für die deutsche AUA-Mutter Lufthansa dauert an. Eine Einigung zwischen dem Vorstand von Deutschlands größter Airline und Vertretern der Regierung in Berlin sei in den nächsten Tagen wahrscheinlich, hieß es am Montag. In Frankreich bekommt die größte Airline Air France 7 Mrd. Euro vom Staat; die EU genehmigte das Hilfspaket am Montag.

Mit der österreichischen Regierung verhandelt die Lufthansa über Hilfen für die Austrian Airlines (AUA).

Bei der deutschen Fluggesellschaft geht es laut Medienberichten um ein Hilfspaket von insgesamt rund 10 Milliarden Euro. Nach Informationen des Nachrichtenmagazins "Spiegel" plant die deutsche Regierung einen Direkteinstieg bei der angeschlagenen Airline.

Der Chef der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Marc Tüngler, kritisierte die angebliche Forderung nach acht oder neun Prozent Zinsen für die stille Beteiligung des Staates. Das erinnere ihn "an Wucher", sagte Tüngler am Montag den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Die Lufthansa sei unverschuldet in die Krise geraten, betonte er.

Der Aktionärsschützer sprach sich gegen einen Einfluss des Staats auf Unternehmensentscheidungen aus: "Wenn man der Lufthansa eine Chance geben will und da so viel Geld reinsteckt, muss Herrn Spohr auch die Möglichkeit haben, frei zu agieren und die Kostenstruktur anzupassen." Die Lufthansa werde zukünftig kleiner ausfallen und Konzernchef Carsten Spohr müsse dafür Sorge tragen, dass sie auch wieder Geld verdient. "Wenn die Politik sich von vornherein einmischt, wird das nahezu unmöglich."

Der FDP-Haushaltsexperte Kasten Klein nannte die Lufthansa-Rettung "richtig und wichtig". Er forderte im Gegenzug ein Kredittilgungsmoratorium der privaten Gläubiger der Lufthansa, das sofortige Aussetzen von Dividendenzahlungen und einen substanziellen eigenen Beitrag des Vorstands und des Managements, unter anderem den Verzicht auf Bonuszahlungen. Auch er mahnte, das operative Geschäft müsse ohne staatlichen Einfluss in der Hand der Unternehmensführung verbleiben.

Hauptversammlung tagt

Der Aufsichtsrat der Lufthansa wollte am Montag über die durch die Coronapandemie verursachte Krise des Unternehmens beraten. Bei einer etwaigen Einigung müsste der Vorstand diese dem Aufsichtsrat vorlegen. Am Dienstag will der Lufthansa-Vorstand in der Hauptversammlung den Aktionären Rede und Antwort zu seiner Krisenstrategie stehen.

Widerstand aus Brüssel ist nicht zu erwarten. EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager sagte am Montag zu den staatlichen Hilfen für den Konkurrenten Air France, die Hilfen seien notwendig und verhältnismäßig und entsprächen den EU-Vorgaben für die Beseitigung "einer beträchtlichen Störung im französischen Wirtschaftsleben".

Die Hilfen Frankreichs bestehen aus staatlichen Garantien für 4 Milliarden Euro Bankkredite sowie einem Darlehen von 3 Milliarden Euro, das direkt von der französischen Regierung kommt. Im Gegenzug muss Air France bestimmte Rentabilitätsziele erfüllen und den CO2-Ausstoß senken - diese Regelung lobte Vestager ausdrücklich.

Die Airline ist Teil der französisch-niederländischen Gruppe Air-France-KLM, an der französische und der niederländische Staat jeweils mit 14 Prozent beteiligt sind. Die Niederlande wollen ihrerseits die Fluggesellschaft KLM mit 2 bis 4 Milliarden Euro wegen der Coronakrise unterstützen.

In Norwegen stimmten am Montag die Eigentümer der norwegischen Billigfluglinie Norwegian Air Shuttle für einen Rettungsplan, der die Voraussetzung für weitere staatliche Hilfe ist. Norwegian kann damit 2,7 Milliarden Kronen (241 Millionen Euro) Staatshilfe bekommen - zusätzlich zu 300 Millionen Kronen, die schon an die Airline gegangen sind.

(APA/AFP)

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