Kurskapriolen

GameStop-Hype: Facebook schließt beliebte Börsengruppe

Die Aufregung um die extremen Kurskapriolen der Aktien des Videospielhändlers hat die politische Ebene erreicht.
Die Aufregung um die extremen Kurskapriolen der Aktien des Videospielhändlers hat die politische Ebene erreicht.REUTERS
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Die 157.000 Mitglieder umfassende Gruppe Robinhood Stock Trades wird „wegen Verletzung des Regelwerks" gesperrt. Die Causa scheint nun zum Politikum zu werden und könnte eine größere Debatte um die Regulierung lostreten.

Facebook hat nach dem GameStop-Hype die beliebte Aktienhandels-Gruppe Robinhood Stock Trades geschlossen. Der Gründer des Wall-Street-Diskussionsforums, Allen Tran, sagte, er habe eine Benachrichtigung von Facebook erhalten, wonach die 157.000 Mitglieder umfassende Gruppe wegen Verletzung des Regelwerks gesperrt werde. Das Netzwerk wollte sich dazu nicht weiter äußern.

Seit Mitte Jänner steigen Kleinanleger bei GameStop ein und haben dafür gesorgt, dass sich der Börsenwert der US-Einzelhandelskette für Computerspiele und Unterhaltungssoftware deutlich erhöhte. Die Anleger duellieren sich dabei mit professionellen Investoren, die auf fallende Kurse gewettet hatten und für die deswegen Milliarden auf dem Spiel stehen dürften.

Anhörung im Kongress geplant

Zuvor war bekannt geworden, dass die Aufregung um die extremen Kurskapriolen der Aktien des Videospielhändlers GameStop und anderer Unternehmen am US-Finanzmarkt endgültig die politische Ebene erreicht hat. Der künftige Vorsitzende des Bankenausschusses im US-Senat, Sherrod Brown, kündigte am Donnerstag (Ortszeit) eine Anhörung "zum aktuellen Zustand des Aktienmarkts" an.

Es sei an der Zeit für die Börsenaufsicht SEC und den Kongress dafür zu sorgen, dass die Wirtschaft für alle funktioniere, nicht nur für die Wall Street. "Die Leute an der Wall Street scheren sich nur um die Regeln, wenn sie diejenigen sind, denen es wehtut", hieß es in Browns Statement.

Hintergrund ist der große Ärger von Anlegern über Restriktionen beim Handel mit Papieren von GameStop und anderen Firmen, durch die sie sich bei einer Gewinnstrecke ausgebremst sehen. Vor allem der Online-Broker Robinhood geriet dadurch massiv in die Kritik und in den Verdacht, Kleinanleger gegenüber Wall-Street-Großinvestoren zu benachteiligen. Bei Firmen wie GameStop oder der Kinokette AMC verloren Hedgefonds zuletzt viel Geld mit Wetten auf fallende Kurse, unter anderem weil sich Hobby-Händler in Online-Foren organisierten und die Aktien der Unternehmen erfolgreich nach oben trieben.

Causa wird zum Politikum

Dass Robinhood den Handel mit den Papieren so einschränkte, dass sie nur noch verkauft, aber nicht mehr gekauft werden können, könnte nun zum Politikum werden und eine größere Debatte um Regulierung lostreten. Laut US-Medien plant auch die Vorsitzende des Finanzausschusses im US-Repräsentantenhaus, Maxine Waters, eine Anhörung. Dabei soll es um die jüngsten Turbulenzen am Finanzmarkt und um die Rolle von Hedgefonds dabei gehen. Auch andere ranghohe Politiker der demokratischen Partei wie Elizabeth Warren und Alexandria Ocasio-Cortez forderten Aufklärung. Vertreter der republikanischen Partei äußerten ebenfalls Unverständnis für Robinhoods Entscheidung.

Nach dem Sturm der Empörung und ersten Klagen von Anlegern, die sich um Kursgewinne gebracht sehen, kündigte Robinhood am Abend an, die Handelsbeschränkungen für die Wertpapiere wieder zu lockern. Die Aktien von GameStop stiegen daraufhin im nachbörslichen Handel um über 70 Prozent, die von AMC um fast 50 Prozent. Auch die Papiere anderer Unternehmen wie etwa des Smartphone-Pioniers Blackberry, für die ebenfalls Einschränkungen galten, legten kräftig zu. Robinhood-Chef Vlad Tenev erklärte im US-Finanzsender CNBC, die Handelsbeschränkungen seien zum Schutz des eigenen Unternehmens und seiner Kunden beschlossen worden.

(APA/Reuters/dpa)

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