ÖBAG

Stellenausschreibung für Schmid-Nachfolge startet diese Woche

APA/HANS PUNZ
  • Drucken

Die Ausschreibung einer derart bedeutenden Funktion müsse international erfolgen, so ÖBAG-Aufsichtsratschef Kern. Ein Dienstantritt des neuen Vorstands wird Anfang 2022 angepeilt.

Nach dem Rücktritt von Thomas Schmid als Chef der ÖBAG werden beginnend mit dieser Woche die Weichen für die Zukunft der Staatsholding gestellt. Noch diese Woche wird die Stellenausschreibung für den Posten des ÖBAG-Vorstands veröffentlicht, im Spätsommer sollen die Hearings sein. Mitte September dürfte die Entscheidung über die Nachfolge des ausgeschiedenen Schmid erfolgen, der nach kompromittierenden Chats ging.

Als Dienstantritt des neuen Vorstands sei Anfang 2022 realistisch. Diesen Zeitplan nannte ÖBAG-Aufsichtsratschef Helmut Kern in den "OÖN" (Montag). "Die Ausschreibung einer derart bedeutenden Funktion muss international erfolgen", sagte Kern. Gleichzeitig sei es unabdingbar zu wissen, "wie die Republik tickt". "Es geht um Wertsteigerung, Standortsicherung und Sicherung von Arbeitsplätzen.“ In Österreich werden derzeit etwa der frühere Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber, BIG-Chef Hans-Peter Weiss und Siemens-Chef Wolfgang Hesoun als Kandidaten für den Vorstandsposten der Holding, die elf staatliche Beteiligungen im Wert von knapp 27 Milliarden Euro steuert, kolportiert.

Aufsichtsratschef Kern ist froh, dass die Staatsholding mit dem Abgang von Schmid aus der politischen Debatte heraußen sein sollte. Es sei zwar nicht auszuschließen, dass die ÖBAG noch in weiteren Chat-Veröffentlichungen vorkommen werde. Allerdings sei Schmid das Handy kurz nach seinem Amtsantritt in der ÖBAG abgenommen worden. "Die meisten oder gar alle Chats betreffen die Zeit vor seiner Vorstandstätigkeit", so Kern laut Zeitung.

Steurbarkeit des Aufsichtsrats eine "urban legend"

Die kolportierte Steuerbarkeit des Aufsichtsrats bezeichnet der frühere Krankenhausmanager und Unternehmensberater als "urban legend": "Das stimmt nicht. Aus den 300 Seiten Chatprotokollen, in denen jetzige Aufsichtsräte aufscheinen, kommt klar zum Ausdruck, dass er von der Wahl meiner Person überrascht war und mich gar nicht kannte. Und er hat zwar über einige der anderen Aufsichtsräte gesprochen, aber ganz klar keine Entscheidungen über Aufsichtsräte getroffen."

Mit dem Rücktritt von Schmid müssen auch eine Reihe von Aufsichtsratsmandaten in Staatsfirmen neu besetzt werden. Die Nachbesetzungen würden Kern und die Interimsvorständin Christine Catasta regeln und die entsprechenden Gespräche mit den Aufsichtsräten und Vorständen der Unternehmen führen. Im Verbund sei Catasta bereits Vorsitzende des Prüfungsausschusses im Aufsichtsrat. In der Telekom Austria sei man aufgrund des Syndikats mit America Movil nicht unter Zeitdruck. In der OMV ist Aufsichtsratsvorsitzender Marc Garrett auf einem ÖBAG-Ticket aktiv. Kern sieht hier keinen Zeitdruck. Und bei der Bundesimmobiliengesellschaft stehe die Generalversammlung im Herbst bevor.

Kern sieht keine großen "Baustellen"

Große "Baustellen" in den wichtigsten Beteiligungen der ÖBAG sieht Kern derzeit nicht. Abgesehen von den Casinos habe keines der Unternehmen Kurzarbeit in Anspruch genommen, auch keine Staatshilfen. Welche Beteiligung Kern am liebsten sei, beantwortete der Vater von Zwillingstöchtern so: "Einem Vater sind alle Kinder gleich lieb. Hier ist es so: Die BIG liefert die höchste Dividende, die Post beschäftigt die meisten Menschen, der Verbund ist die wertvollste Beteiligung und die Casinos sind gerade in der Pubertät."

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

WKStA-Leiterin Ilse-Maria Vrabl-Sanda
Causa Ibiza

Richter, der Kurz befragen soll, steht bereits fest

Die WKStA hat, wie vom Justizministerium angewiesen, den Antrag gestellt, dass ein Richter die Beschuldigteneinvernahme des Kanzlers übernimmt.
Weisung

Warum ein Richter Kurz vernimmt

Der Bundeskanzler wird als Beschuldigter nicht von der WKStA vernommen. Die Opposition tobt, die ÖVP jubelt. Juristen sehen es entspannt.
Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP)
Justiz

Verfassungsjurist: Kurz' Missbrauch-Vergleich "ist unverschämt"

Angesprochen auf die Kritik der ÖVP an der Justiz, strengt der Kanzler einen Vergleich mit Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche an.
Maria-Luise Nittel leitet die Staatsanwaltschaft Wien, die größte Anklagebehörde des Landes. Die geplante Einführung eines Bundesstaatsanwaltes begrüßt sie, hält aber auch für möglich, dass in dieser Frage alles so bleibt, wie es ist.
Interview

Politiker im Visier? „Völliger Unsinn!“

Maria-Luise Nittel, die Leiterin der Staatsanwaltschaft (StA) Wien, bestreitet, dass selektiv ermittelt wird, freut sich über den Bundesstaatsanwalt und sieht auch sonst Reformbedarf.
Kanzler Kurz wird wegen Falschaussage im U-Ausschuss verdächtigt.
Vernehmung

Weisung: Kurz wird von einem Richter befragt

Kurz' Anwälte und die Korruptionsstaatsanwaltschaft sind sich uneins, wer die Beschuldigtenvernehmung machen soll. Dem Wunsch des Kanzlers wird nun per Weisung entsprochen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.