15.000 Wiener haben einen Erststich von AstraZeneca und kommen für eine Zweiimpfung mit einem mRNA-Impfstoff infrage. Auch Gesundheitsminister Mückstein würde zur Kreuzimpfung raten.
Ein höherer Impfschutz gegen das Coronavirus durch zwei verschiedene Impfstoffe? Eine solche „Kreuzimpfung“ wird immer gefragter. Erste Studien bescheinigen einem solchen heterologen Impfschema gute Noten, am Dienstag sprach sich auch die Ärztekammer klar dafür aus.
Nun ist eine solche in Wien möglich. Personen, die bei der ersten Corona-Impfung mit dem Wirkstoff des Herstellers AstraZeneca immunisiert worden sind, können ab Freitag in Wien einen alternativen mRNA-Impfstoff für ihren zweiten Stich auswählen. Interessierte können via der Hotline 1450 einen entsprechenden Termin in einem Impfzentrum der Stadt Wien ausmachen, hieß es aus dem Büro von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) am Mittwochnachmittag. Dass diese Information noch nicht bis zu 1450 durchgedrungen war, zeigten jedoch mehrere Fälle von empörten Anrufern, die von der Hotline abgewiesen worden waren.
Etwa eine Million Wiener und Wienerinnen haben einen Erststich erhalten, 15.000 davon den Impfstoff von Astrazeneca, sagte ein Sprecher von Hacker zur „Presse“. Man rechnet wohl nicht damit, dass all diese auch wirklich eine mRNA-Zweitimpfung wollen. Denn derzeit übersteige beim mRNA-Impfstoff von Biontech/Pfizer noch die Nachfrage das Angebot.
In Wien ist es derzeit bereits im niedergelassenen Bereich heterologes Impfen möglich. In den Impfzentren ebenfalls, allerdings obliegt es immer dem jeweiligen Arzt beim Aufklärungsgespräch zu entscheiden, ob eine Kreuzimpfung infrage kommt. Da es sich bei der Kreuzimpfung mit einem anderen Impfstoff um einen "off-label-use" handelt, sind Ärztinnen und Ärzte nicht verpflichtet, diese Impfung durchzuführen.
Mückstein rät zur Kreuzimpfung
Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein würde seinen Patienten, wäre er noch als Arzt tätig, „nach Aufklärung dazu raten“, sagte er am Mittwoch im Ö1-Morgenjournal. Und das, obwohl das Nationale Impfgremium (NIG) noch keine offizielle Empfehlung für eine heterologe Impfung ausgesprochen hat. So werde der Impfstoff-Wechsel nur dann empfohlen, wenn nach der ersten Impfung schwere Nebenwirkungen aufgetreten sind oder wenn es aus Sicht des Patienten ausdrücklich erwünscht ist.
Auch wenn das NIG in Österreich noch „zögerlich“ sei, werde es „in diese Richtung“ gehen, sagte Mückstein. Im Moment sei eine Kreuzimpfung jedoch noch ein „Off-Label-Use“, entspreche also nicht dem Beipackzettel. Ärzte, die die Impfstoffe trotzdem mischen, hätten somit ein anderes Haftungsrisiko. All das müsse besprochen und abgewogen werden, sagte Mückstein. Dennoch, das Datenmaterial, das für eine Kreuzimpfung spreche, „wird zunehmend konkreter“.
(twi)