Druck auf Johnson

Noch mehr illegale Partys in der Downing Street

Johnson steht in der Partygate-Affäre schon seit Längerem massiv unter Druck.
Johnson steht in der Partygate-Affäre schon seit Längerem massiv unter Druck.(c) REUTERS (Peter Nicholls)
  • Drucken

Freitägliche Umtrünke im Sitz der Regierung trotz Lockdowns bringen Premier Boris Johnson an den Abgrund.

Die Welle der Vorwürfe gegen den britischen Premier, Boris Johnson, und seine Mitarbeiter in der Londoner Downing Street im Zuge der Affäre „Partygate“ will nicht abebben: Laut Medienberichten soll es an diesem zentralen Amtssitz der Regierung in London während der pandemiebedingten Lockdownphasen seit Frühjahr 2020 noch mehr an sich illegale Feste und gemütliche Zusammenkünfte gegeben haben, als bisher bekannt und teils auch eingeräumt wurde. Vor allem seien die Treffen nicht nur vereinzelt, sondern auch regelmäßig abgehalten worden, schrieb die in der Regel gut informierte Zeitung „Mirror“ am Samstag.

Regelmäßige Treffen zu „wine-time-Fridays"

Johnsons Mitarbeiter hätten sich etwa recht regelmäßig zu „wine-time Fridays“ getroffen; dabei brachten sie zu diesen Umtrünken Bier, Wein und Co. selbst mit und kauften bisweilen in nahen Supermärkten ein. Solche Feste haben an sich lange Tradition. Premier Johnson (57) habe seine Leute ermutigt, „Dampf abzulassen“ – obwohl Treffen in Innenräumen und auch im Freien (in der Downing Street gibt es eine Gartenfläche) gemäß den Lockdown-Regeln streng auf wenige Personen limitiert bzw. auch ganz verboten waren. Der Regierungschef habe mehrmals selbst bei diesen Zusammenkünften vorbeigeschaut. Für die Partys habe man einen eigenen Bürokühlschrank mit ausreichend Volumen angeschafft.

Johnson steht in der Partygate-Affäre schon seit Längerem massiv unter Druck, selbst in seiner Partei fordern viele seinen Kopf. Zuletzt hatte sich der frühere Londoner Bürgermeister (2008–2016) vor dem Parlament und sogar gegenüber der Queen entschuldigt, weil eine der Feiern am Vorabend der Beerdigung ihres Gatten Prinz Philipp im April 2021 stattgefunden hatte, mitten in der Trauerzeit nach dessen Tod, was als unschicklich gilt. Johnson betont, dass er nur bei wenigen Festen dabeigewesen sei, und das jeweils nur kurz. Zu den Lockdown-Partys in der Downing Street laufen Untersuchungen, deren Ergebnisse er abwarten will.

Oppositionschef Keir Starmer (Labour) rief Johnson erneut zum Rücktritt auf. Es sei nun „im nationalen Interesse“, dass der Premier die Konsequenzen ziehe, sagte Starmer.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Boris Johnsons
Partygate-Affäre

Auch Feiern in Boris Johnsons eigener Wohnung untersucht

Enge Freunde von Johnsons Frau Carrie sollen in Lockdown-Zeiten häufiger zu Gast gewesen sein - offiziell aus Arbeitsgründen.
William Wragg will bei der Polizei aussagen.
Großbritannien

Tory-Mandatar will über Erpressung in Johnson-Affäre aussagen

Regierungsmitarbeiter sollen mit der Veröffentlichung kompromittierenden Materials gedroht haben.
Wie oft wird Boris Johnson noch in Downing Street 10 ein- und ausgehen?
Großbritannien

"D-Day": Parteiinterne Rebellen wollen Boris Johnson stürzen

„Seine Zeit ist abgelaufen“, sagt ein Parlamentarier. Zahlreiche Abgeordnete seiner Konservativen Partei wollen dem Regierungschef möglicherweise noch heute das Misstrauen aussprechen.
Großbritannien

Der Mann, der Boris Johnson unbedingt zu Fall bringen will

Der ehemalige Chefberater, Dominic Cummings, ist zum ärgsten Widersacher des britischen Premierministers geworden.
Großbritannien

„Operation Red Meat“ als Ablenkung in Johnsons Partyaffäre

Der Premier ist weiter unter Druck. Populistische Ankündigungen, unter anderem gegen die BBC, sollen neuen Fokus schaffen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.