Der belarussische Präsident, Alexander Lukaschenko, lässt Bereitschaft zur Stationierung russischer Nuklearwaffen erkennen. US-Präsident Joe Biden befürchtet Krieg in den nächsten Tagen.
Alexander Lukaschenko, der erratisch-despotische Herrscher von Minsk, hat sich damit nie recht abfinden können: 1991 war das nunmehr unabhängige Belarus nach dem Zerfall der Sowjetunion de facto für eine kurze Zeit Atommacht. Auf dem Staatsgebiet standen 81 Interkontinentalraketen Typ RS-12M „Topol“ (Nato-Code: SS-25 Sickle) und mehr als 700 taktische Kernwaffen aller Art – ein Erbe, das neben Russland auch die Ukraine und Kasachstan vorfanden.
Doch dann räumte das Land bis 1993 unter seinem ersten Präsidenten, Stanislau Schuschkewitsch, Russland formell die Verfügungsgewalt darüber ein, trat Abrüstungsabkommen und dem Vertrag über die Nichtverbreitung von Kernwaffen (NPT) bei. 1996 holten die Russen die letzten dieser Systeme ab. Lukaschenko, der 1994 ans Ruder kam (schon damals im Zuge einer fragwürdigen Wahl), kritisierte das komplette Aushändigen der machtvollen Waffen mehrfach als „Fehler", ja „Verbrechen", man habe sich bzw. die geerbten Atomwaffen viel zu billig verkauft. Noch 2001 wollte er den Rest an nuklearer Infrastruktur, etwa Startsilos, nicht schleifen, sich eine Renuklearisierung offenlassen. Letztlich sah er nach der Gründung der Russisch-Belarussischen Union 1999 davon ab, in der Annahme, damit nun auch unter Russlands „nuklearem Schirm“ zu stehen.