Die Ukraine meldet Erfolge bei Charkiw. Wie bedeutend sind diese Raumgewinne für die Ukraine tatsächlich? Darüber haben zwei Militärexperten mit der „Presse“ gesprochen.
Die Ukraine könne den Krieg gewinnen, sagte Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg am Sonntagabend. Russland komme in der Ostukraine nicht so rasch voran, wie geplant. Am Montagvormittag dominierte dann folgende Meldung die westlichen Medien: Ukrainische Soldaten sollen im Nordosten des Landes in der Region Charkiw die Grenze zu Russland erreicht haben. Das ukrainische Verteidigungsministerium veröffentlichte ein Video mit Soldaten neben einem Grenzpfahl in den Nationalfarben Blau-Gelb. Dank einer Gegenoffensive könnten ukrainische Soldaten den russischen Truppen in den Rücken fallen, hieß es. Doch wie bedeutend sind diese Raumgewinne für die Ukraine? Und sind Meldungen wie diese im Verhältnis zu russischen Erfolgsmeldungen in westlichen Medien überrepräsentiert?
Oberst Markus Reisner von der Militärakademie in Wiener Neustadt konstatierte im Gespräch mit der „Presse“ eine allgemeine Tendenz, eher den Informationen des Verteidigers Glauben zu schenken als jenen des Aggressors. „Wenn man Tag für Tag die Entwicklungen ansieht, muss man erkennen, dass die Russen Stück für Stück an den Kesselrändern einrücken. Sie hatten auch in den letzten 48 Stunden an einigen Stellen im Donbass Erfolge”, so Reisner.