Taktische Politik kann man machen. Man muss sie allerdings auch beherrschen. Und langfristig geht es sich oft dennoch nicht aus.
Es war letztlich auch das Problem der Sebastian-Kurz-ÖVP: dass vieles – nicht alles – zu sehr taktisch motiviert zu sein schien, nicht aus einem echten inneren Bedürfnis kommend, mit einer Politik der Notwendigkeiten dem Land eine eigene Richtung zu geben – wie das noch bei Wolfgang Schüssel der Fall war. Im Fokus standen kurzfristig die nächsten Umfragen, längerfristig die nächsten Wahlen.
So ähnlich, wenn nicht sogar noch ausgeprägter, ist das bei der Pamela-Rendi-Wagner-SPÖ. Man weiß zwar nicht, wer sie jetzt genau berät – selbst in der SPÖ wissen das viele nicht so genau –, aber man hat oft den Eindruck, da würde im kleinen Kreis aus taktischen Gründen irgendetwas ausgeheckt, mit dem die Parteichefin dann an die Öffentlichkeit geht.
Am Beispiel Migration lässt sich das ganz gut festmachen. Ende August, im ORF-„Sommergespräch“, tat Pamela Rendi-Wagner so, als existiere das Problem der zunehmenden illegalen Migration gar nicht. So, als hätte man ihr einen Zettel mitgegeben: Das Thema bitte weitgehend wegdrücken, es bringt uns nichts, es nützt nur den anderen.