Nach mehr als einem halben Jahrhundert Atomstrom gehen die letzten deutschen Kernkraftwerke vom Netz. Nun beginnt der Rückbau – oder doch nicht?
Berlin. Es gab einmal eine Zeit, da träumten viele Deutsche von einer strahlenden Zukunft. In ihr standen Hunderte Kraftwerke auf grünen Wiesen im ganzen Land. In denen spaltete sich kontrolliert radioaktives Material. Der erste deutsche Atomminister, der Bayer Franz Josef Strauß, sah in den Fünfzigerjahren eine technische Neuheit, die das Leben der Menschen ähnlich verändern würde wie die Entdeckung des Feuers.
Aus den hehren Plänen wurde über die Jahrzehnte eine Achterbahnfahrt: Erst sträubten sich die Energiekonzerne gegen den teuren Umstieg. Im Ölschock der beginnenden Siebzigerjahre sah der damalige Kanzler, Willy Brandt (SPD), in der Atomenergie die Rettung. Bald darauf begannen die ersten Proteste, dann kam Tschernobyl. Im Jahr 1989 ging das jüngste deutsche Atomkraftwerk ans Netz, ein DDR-Modell, das bald wieder abgeschaltet wurde.