Kritik

Lulu, die theoretische Festwochen-Verführung

„Handelnde“ Personen (Vera-Lotte Boecker: 2. v. l.) betrachten den weitgehend sinnfreien Aktionismus von Marlene Monteiro Freitas' „Lulu“-Produktion.
„Handelnde“ Personen (Vera-Lotte Boecker: 2. v. l.) betrachten den weitgehend sinnfreien Aktionismus von Marlene Monteiro Freitas' „Lulu“-Produktion.Monika Rittershaus
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Bergs Oper hätte mit Vera-Lotte Boecker in der Titelpartie ein Ereignis sein können. War aber weder richtig zu hören, noch zu sehen.

Die Festwochen bescherten Wien einst die späte Erstaufführung von Alban Bergs fragmentarischer „Lulu“. Erst 20 Jahre später kam die von Friedrich Cerha gegen den Willen von Bergs Witwe Helene „hergestellte“ dreiaktige Version des Werks an der Staatsoper heraus. Die neue Festwochen-Produktion, vom Theater an der Wien im Museumsquartier herausgebracht, setzt wieder auf die zweiaktige Fassung. Gottlob, möchte man sagen, sonst würde die Produktion, deren szenischer Aspekt sich über weite Strecken einer sinnfälligen Nacherzählung der Handlung verweigert, vier Stunden dauern. Und das wäre schwer erträglich – auch aus akustischen Gründen.

Die Entfaltungsmöglichkeiten der Musik in der Messepalast-Halle E scheinen stark eingeschränkt, zumal, wenn, wie diesmal, das Orchester auf einem Podest hinter der Szene platziert ist und die Sänger im Vordergrund klingen, als würden sie auch noch künstlich verstärkt.

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