Ai Weiwei, Chinas wohl berühmtester Künstler und unerbittlicher Regimekritiker, wurde am Sonntag verhaftet. Seitdem gibt es kein Lebenszeichen von dem 53-Jährigen.
Einen Tag nach seiner Festnahme am Pekinger Flughafen gibt es weiter kein Lebenszeichen des regimekritischen chinesischen Aktionskünstlers Ai Weiwei. Sein Mobiltelefon war auch am Montag abgeschaltet, die staatlichen Medien berichteten mit keinem Wort über den Fall. Über den Kurzmitteilungsdienst Twitter riefen Freunde des Künstlers zu dessen Freilassung auf.
Habe "andere Sachen" zu erledigen
Ai Weiwei war am Sonntag von der Grenzpolizei festgenommen worden. Ai Weiwei wollte am Sonntag nach Hongkong fliegen. Die Polizisten hätten ihm erklärt, er habe "andere Sachen" zu erledigen und könne seinen Flug nicht antreten, sagte eine Mitarbeiterin des Künstlers.
Die Polizei hatte Ais Studio in Peking durchsucht und acht Mitarbeiter auf eine örtliche Polizeiwache gebracht. Sie wurden am späten Sonntag freigelassen. Das Studio wurde von der Polizei abgesperrt und 30 Computer beschlagnahmt, sagten Mitarbeiter am Montag. Ai, der enge Verbindungen nach Deutschland hat, wollte am 29. April eine Ausstellung in Berlin eröffnen. Der 53-Jährige hatte kürzlich in einem Telefongespräch mit der Deutschen Presse-Agentur erklärt, er wolle ein neues Studio in Berlin eröffnen, auch weil er in Peking immer stärker am Arbeiten gehindert werde.
Ai Weiwei ist der Sohn des chinesischen Poeten und Malers Ai Qing (1910-96), welchen die Kommunisten von 1958 bis 1978 mit einem Publikationsverbot belegt hatten.
Deutschland fordert Freilassung
Deutschland hat die chinesische Regierung aufgefordert, Ai Weiwei "umgehend" freizulassen. Außenminister Guido Westerwelle erklärte am Montag in Berlin, er habe "mit großer Sorge" erfahren, dass Ai Weiwei in Peking an der Ausreise gehindert wurde. Westerwelle hatte wenige Tage zuvor Peking besucht. "Ich appelliere an die chinesische Regierung, dringend für Aufklärung zu sorgen, und erwarte, dass Ai Weiwei umgehend wieder frei kommt", betonte der Außenminister.
Westerwelles China-Reise war überschattet gewesen vom Einreiseverbot für den renommierten deutschen Sinologen, Politologen und Historiker Tilman Spengler. Dieser war noch 2001 als Delegationsmitglied mit Bundeskanzler Gerhard Schröder und 2008 mit dem damaligen Außenminister Frank-Walter Steinmeier nach Peking gereist.
Folter in Polizeigewahrsam
In den vergangenen Wochen sind nach Informationen von Menschenrechtlern in China Dutzende Anwälte, Schriftsteller, Journalisten und Internet-Kommentatoren festgenommen oder unter Hausarrest gestellt worden. Außerdem verschwanden mehrere prominente Bürgerrechtler, darunter auch der Anwalt Teng Biao. Die Sorge ist groß, dass sie in Polizeigewahrsam gefoltert werden.
(Ag.)