Der Anwalt eines Geschäftspartners von Ex-Finanzminister Grasser soll Unterlagen aus einem Gerichtsakt entwendet und möglicherweise verfälscht haben.
Neuer Wirbel in der Causa Buwog: Der Liechtensteiner Anwalt eines Geschäftspartners von Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser soll Dokumente aus Gerichtsakten entfernt und erst nach sechs Wochen zurückgegeben haben. Die Unterlagen stammten demnach aus einer Hausdurchsuchung, die in Liechtenstein nach einem österreichischen Rechtshilfeantrag durchgeführt wurde. Die Dokumente sollten Licht in die Geldflüsse von Karl-Heinz Grasser bringen.
Staatsanwalt bestätigt Vorgänge
Der leitende Staatsanwalt in Vaduz bestätigt den Vorfall: "Es ist richtig, dass anlässlich einer Akteneinsicht am 19.10.2011 durch einen Rechtsanwalt aus dem Rechtshilfeakt Unterlagen ohne Wissen und Zustimmung des zuständigen Landrichters entfernt wurden."
Akten bei zwei Razzien nicht auffindbar
Zwei darauf folgende Razzien beim Anwalt seien aber ergebnislos geblieben, die Akten wurden nicht gefunden, berichtet das "Liechtensteinische Volksblatt". Ob der Anwalt die heiklen Akten weitergegeben hatte, ist unklar. Am 28. November habe der verdächtigte Anwalt dann die Akten wieder zum Gericht zurückgebracht. Ob sie verändert worden seien, konnte Wilhelm Ungerank, der Stellvertretende Landgerichtspräsident, weder bestätigen, noch dementieren. Es wurde ein Strafverfahren gegen den Anwalt wegen des Verdachts der Urkundenunterdrückung bzw. der Unterdrückung eines Beweismittels eingeleitet.
Der Anwalt ist zudem auch Vorstand in Liechtenstein-Stiftungen des ehemaligen Finanzministers, bestätigte Grasser-Anwalt Ainedter. Die Kanzlei, der der Anwalt angehört, war zudem auch Gründer einer Bank mit Sitz in Liechtenstein und der Schweiz, wo eine Grasser-Stiftung Konten haben sollen. Die Bank stellte auch die 100 Millionen-Euro-Kaution für Julius Meinl V. Grasser-Anwalt Ainedter hat dementiert, dass sein Mandant in die Ermittlungen gegen einen Anwalt in Liechtenstein involviert sei.
Sondersitzung der Regierung
Die Wiener Behörden haben erst durch Medienberichte von dem Vorfall in Liechtenstein erfahren. Die Staatsanwaltschaft in Wien wartet auf eine Erklärung von der Staatsanwaltschaft in Liechtenstein. Brisant ist der Vorfall auch, weil der betroffenen Anwalt politisch aktiv ist, seine Partei, die Fortschrittliche Bürgerpartei, stellt den Justizminister.
Morgen Donnerstag werde die Liechtensteinische Regierung zu diesem Thema eine außerordentliche Regierungssitzung abhalten, sagte ein Regierungssprecher. "Die Regierung verlangt, dass alles Notwendige zur raschen und vor allem lückenlosen Aufklärung des Falles unternommen wird".
(Red.)