TV-Notiz

Nehammer heiter bei Wolf in der „ZiB 2“: „Bitte hören wir auf damit“

Karl Nehammer
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Der gut gelaunte Bundeskanzler sprach im ORF über das „Sicherheitsrisiko“ Herbert Kickl, „neutrale Wehrhaftigkeit“ und was Normalität bedeutet. Zwischendurch wurde sogar gelacht.

Jeder hat seine Achillesferse, in der österreichischen Innenpolitik heißt diese: Umfragen. Seit diese der FPÖ wieder sehr gute Werte bescheinigen, herrscht Wahlkampfstimmung, auch wenn planmäßig erst im Herbst 2024 gewählt werden muss. Auf ein Duell darf man sich schon einstimmen: Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) nannte diese Woche den FPÖ-Chef Herbert Kickl ein „Sicherheitsrisiko“ für Österreich. Am Mittwochabend führte er diesen Vorwurf im gut 23-minütigen, sehenswerten Gespräch in der „ZiB 2“ aus.

Zuletzt fiel Nehammer eher mit Angriffslustigkeit gegenüber Moderator Armin Wolf auf, anders beim aktuellen Interview. Auch als ihn Wolf drei Mal dieselbe Frage stellte (weil Nehammer auswich), beschwerte er sich nicht. Zwischendurch wurde sogar gelacht, etwa als es darum ging, wer sich mit wem duelliere (er führe Interviews, betonte Wolf).

Zuerst aber ging es um die Neutralität. Diese habe „auch wehrhaft zu sein“, so Nehammer. Eine Botschaft, die er mehrfach wiederholte, und die auch seinen Angriffspunkt gegen Kickl bildete. Wenn es darum gehe, Sicherheit umzusetzen, „dann kneift er“, warf er dem FPÖ-Chef vor, denn dieser ist vehement gegen der Teilnahme Österreichs zur Sky-Shield-Initiative. Kickl setze auf Pferde statt auf Raketen, verkniff sich der sichtlich gut gelaunte Kanzler nicht.

„Was ist Ihr Wort wert?“ wollte Wolf wissen

Die meiste Zeit wurde allerdings darüber gesprochen, wer mit wem nach einer Wahl, deren Datum noch nicht feststeht, koalieren werde und unter welchen Bedingungen. Würde Nehammer Kickl wirklich unter keinen Umständen zum Kanzler machen? Wie war das nochmal in Niederösterreich und Salzburg vor und nach der Wahl, und mit dem Schreiben, dass er als Minister unterzeichnete, wonach es nur eine Koalition mit Kurz geben würde? „Was ist Ihr Wort wert?“, wollte Wolf wissen. Nach der Wahl „glaube ich, dass Herbert Kickl keine wesentliche Rolle in der FPÖ mehr spielt“, sagte Nehammer. Ein Satz, den man sich merken sollte.

Und wieder kam die Sprache auf Umfragen: „Vor einem Jahr war Rendi-Wagner auf der gleichen Höhe wie die FPÖ. Und wo ist Frau Rendi-Wagner jetzt“, konterte Nehammer, um sich seine rhetorische Frage selbst zu beantworten: „Nicht mehr Parteivorsitzende der SPÖ.“

„Irgendwie ist billig Ihr Lieblingswort“

Beim letzten großen Thema wurde es direkt lustig: der Frage der Normalität. Die niederösterreichische Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner will Politik für „Normaldenkende“ machen, aber was soll das überhaupt heißen? „Ich finde es nicht normal, dass wir über das Wort Normalität in einer der wichtigsten Nachrichtensendungen des Landes diskutieren“, so der Kanzler. „Bitte hören wir auf damit.“ Wolf fand das billig. „Irgendwie ist billig Ihr Lieblingswort“, meinte Nehammer und musste grinsen, aber der Moderator ließ nicht locker.

Also sprach Nehammer über Mehrheitsentscheidungen und Minderheitenrechte, Extreme und Toleranz, bog zum Hausarzt ab (beim Bluttest gäbe es ja auch Normalwerte) und zog diverse Vergleiche, was auch Wolf zu amüsieren schien: Mit veganem Essen und Schnitzel, Radfahren und Autofahren. Es wäre sicher noch mehr gekommen. Dass Nehammer früher Rhetoriktrainer war, hatte der Moderatorschon früher angemerkt.

„Wir waren nie eine Liebesbeziehung“

Ganz am Schluss ging es dann doch noch um die Koalition der Gegenwart. Die Grünen-Klubchefin Sigi Maurer hatte zuletzt nicht gerade geschwärmt über deren Klima. Nehammer: „Wir waren nie eine Liebesbeziehung, wir sind eine Zweckgemeinschaft“. So manche Zweckgemeinschaft hat schon länger überlebt als eine Liebesbeziehung. Wer weiß, vielleicht schafft es es diese gar bis zum regulären Wahltermin. Das hängt wohl auch von den Umfragen ab.

>> Die Sendung zum Nachschauen

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