Von Wiens Rooftop Bars ist jene des Radisson Red am Donaukanal eine der markantesten – wenngleich nicht immer als solche erkennbar.
Die Frage hat sich wohl so ziemlich jeder schon gestellt, der in den vergangenen zwei Jahren am Donaukanal unterwegs war: Was sind das für Hütten auf dem Gebäude mit den golden schimmernden Fenstern? Zelte für Handwerker? Glashäuser eines mysteriösen Dachgartenprojekts?
Tatsächlich sind es sogar drei „verbundene Glashäuser“, wie es in der Projektbeschreibung des Grazer Architekturbüros Innocad heißt, und sie beherbergen kein Gemüse, sondern Cocktails: Es handelt sich um die Rooftop Bar des Radisson Red Hotels. Im Februar 2022 hat „The Rock“, wie das Gebäude mit seinem architektonisch nicht unumstrittenen Aufbau heißt, in der Leopoldstadt eröffnet, und um ein Hochhaus im engeren Sinn handelt es sich dabei eher nicht: Die Bar thront auf nur sieben Stockwerken, die Aussicht ist dennoch prächtig: Direkt am Donaukanal mit Blick auf den gegenüberliegenden Ringturm, in den Fünfzigerjahren Symbol der aufstrebenden Marktwirtschaft und „erhobener Zeigefinger“ in Richtung der russischen Zone.
Bis heute ist der Ringturm deutlich markanter und höher, in seinem Aussichtsbereich aber nicht ganz so einfach zugänglich. Das Radisson Red erreicht man ganz leicht – so man den Trick kennt, wie man von der Station Schottenring unter dem Donaukanal durchkommt: Hinunter zum Bahnsteig der U2, diesem folgen und auf der anderen Seite wieder hinauf. Dann steht man direkt vor dem Hotel.
Cocktails und Fingerfood
Geöffnet hat die Bar täglich (leider erst) ab 16 Uhr, und auch wenn die Bekanntheit der (im Vergleich zum Radisson Blu jüngeren, offeneren) Marke noch ausbaufähig ist, tut man gut daran, an schönen Sommertagen gegen Ende der Woche rechtzeitig hier zu sein. Reservierungen werden nach Erfahrungen mit No-Shows nur noch für Gruppen ab zehn Personen entgegengenommen. Freitag und Samstag gibt es Livemusik, beliebt ist die Location auch für Podiumsdiskussionen, Kreativmeetings, Sommerfeiern und Empfänge. Großer Vorteil im Vergleich zum Loft im (höheren) Sofitel flussabwärts: der Freiluftbereich.
Geblieben vom ursprünglichen Grundkonzept, das die Donau mit der Seidenstraße verbinden sollte, sind nur noch der Barname (Istros stammt aus der griechischen Mythologie und ist eine Hommage an den gleichnamigen Flussgott) und die zeltartige Decke im Inneren. Die seidenstraßeninspirierte Kulinarik ist klassischeren Cocktails und Fingerfood gewichen. Das sei, sagt ein Sprecher, abhängig vom jeweiligen Küchenchef. Der aktuelle Food- und Getränkemanager ist außerdem Italiener: Dementsprechend gibt es nun mehr Aperitivo, etwa eine Bruschetta-Selektion zum Aperol. Wahrscheinlich ist es einerlei, angesichts der Aussicht.