Er ist so alt, dass Hochhäuser zu seiner Eröffnung noch exotisch waren. Und dennoch ist der 360-Grad-Blick vom Donauturm aus unerreicht.
Ehe man in die Ferne blicken kann – und mit etwas Wetterglück geht das hier gar 80 Kilometer weit –, fallen einem erst einmal die Ohren zu: In nur 35 Sekunden geht es im Lift hinauf auf den Donauturm. Außer der Wiener Wind ist wieder einmal hochaktiv, dann müssen auch die beiden Aufzüge langsamer fahren und man hat mehr Zeit, mit der (sehr netten) Liftdame zu plaudern.
Etwa darüber, dass Besucher, die an ihrem Geburtstag kommen, ein „Happy Birthday“ während der Liftfahrt eingespielt bekommen. Gratulieren kann man kommende Woche jedenfalls dem Donauturm selbst, diesem sichtbarsten Überbleibsel der Wiener Internationalen Gartenschau (WIG). Als er am 16. April 1964 von Bundespräsident Adolf Schärf eröffnet wurde, waren Hochhäuser im Stadtbild noch eher exotisch. Umso erstaunlicher, dass der Donauturm trotz einiger Konkurrenz (wie der nahen Skyline auf der Donauplatte) immer noch Österreichs höchstes Bauwerk ist.
252 Meter ist er hoch, als Besucher gelangt man aber „nur“ auf immer noch beeindruckende 170 Meter (wenn man im Restaurant speist), auf 160 Meter (wenn es nur Kaffee und Kuchen im Café sein sollen) oder 150 Meter, wenn man konsumfrei von der Aussichtsterrasse blicken will. Tatsächlich kann man hier uneingeschränkte 360 Grad in alle Himmelsrichtungen schauen, die Rax und den Schneeberg erahnen, sogar Bratislava am Horizont vermuten. Oder man blickt steil hinunter auf die fast ländliche Schrebergarten-am-Wasser-Kulisse.
Mutige, denen der formidable Ausblick nicht reicht und die sich gemächlich im Kreis drehenden Lokale zu träge sind, können hier neuerdings auch rutschen: Zum 60er hat sich der Donauturm Europas höchste Rutsche verpasst: Von 165 Metern aus geht es in sieben bis neun Sekunden rund 40 Meter hinunter. Der Donauturm kann aber auch romantisch sein: Angeblich werden hier sechs Heiratsanträge pro Woche gemacht.
Ein Fernsehturm, wie der berühmte (und noch viel höhere) Bruder am Berliner Alexanderplatz war der Donauturm übrigens nie, wohl aber enthält er Stahlmasteinrichtungen für den Polizeifunk und Sendeeinrichtungen für mehrere Privatradiosender. Denkmalgeschützt ist diese Wiener Ikone natürlich auch. Happy Birthday, Donauturm!