Grammeln, Selchwürsteln und Speck aus der Buckligen Welt und eine feine, warme Speise täglich gibt es in dem kleinen Lokal Zum Johann in der Josefstadt.
Es bleibt klein – und gut. Während in der Vorwoche an dieser Stelle die winzige orientalische Sandwich-Bar in Döbling besprochen wurde, beschränkt sich auch diese Woche das Angebot auf wenige Sitzplätze. Denn auch wenn das Lokal Zum Johann doppelt so groß ist wie die Sandwich-Bar: ein schmaler Schlauch bleibt ein schmaler Schlauch. Allerdings reicht der, um die Umgebung mit täglich einer warmen Mahlzeit zu versorgen. Abends gibt es ein paar Weine und eine fleischlastige Jause.
Gregor Panis hat sein Job in einer PR-Agentur an den Nagel gehängt, um in der Lerchenfelder Straße ein kleines Lokal einzurichten. Und da Panis aus der Buckligen Welt stammt, hat er sich auch bei den Produkten darauf konzentriert. Die Grammeln kommen ebenso aus Krumbach wie die Blunzen, die Selchwürsteln, der Speck und die Ziegenkäsebällchen. All das kommt auf die Brettljause. Die große Platte reicht leicht für zwei Personen (13 Euro). Dazu gibt es ein selbst gemachtes Birnen-Chutney, Rote-Rüben-Salat und einen köstlichen Liptauer. Die Weine kommen aus dem Burgenland und dem Weinviertel, auch selbst gemachter Sirup steht parat.
Und da der Mensch zumindest einmal am Tag etwa Warmes essen sollte, wird zu Mittag aufgekocht – Hausmannskost. Einmal pro Woche – meist mittwochs – kocht Panis Mutter. Mein Glück, dass sie da unlängst lieber ins Theater gegangen ist. So war sie donnerstags da und da gab es gefüllte Paprika, bei denen es sich ja oft ähnlich verhält wie bei Rosinen: Entweder man liebt sie oder man hasst sie. Ich zähle zum Glück zu Ersteren. „Mama, die letzte Portion ist verkauft“, ruft Panis in die Küche und meint gleich: „Ma, herrlich ist das, wenn man in die Küche zur Mama rufen kann.“ Noch besser, wenn man die letzte Portion erwischt hat. Die gefüllten Paprika schmecken wie bei Mama und zu guter Letzt verrät sie auch noch ihr Geheimnis für die Tomatensauce. Die wird nämlich nicht nur gezuckert, sondern auch mit Rotwein verfeinert. Sehr gut.
Zum Johann: Lerchenfelderstr. 104, 1080 Wien, Mo 17–22, Di–Fr 11.30–22 Uhr, ✆ 0664/969 37 37
("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.12.2014)