Im 9. Bezirk wollen die Grünen die rote Bezirksvorsteherin Saya Ahmad am 11. Oktober überholen. Die Wahlthemen sind typisch innerstädtisch: Ringen um mehr Grün und mehr Radwege, Reduktion des Durchzugsverkehrs.
„Im Lichtental, da steht ein Haus, da schaut die oide Zeit beim Fensterl raus“. – „A oides, klanes Haus in Lichtental, in einem lieben Gasserl eng und schmal.“ In Wiener Liedern wird sie gern besungen, die Gegend am Alsergrund, die einst biedere Vorstadt war. Heutzutage erinnert die Lichtentaler Gasse an das kleine Glück längst vergangener Tage.
Vom „Lichtental“ ein paar hundert Meter Luftlinie entfernt, in der Währinger Straße, hat Saya Ahmad ihr großes, helles Büro. Sie ist seit Juni 2018, seit einer SPÖ-internen Kampfabstimmung, Vorsteherin des 9. Bezirks, Wien-Alsergrund. Die 36-Jährige löste Martina Malyar ab. Letztere hatte ihre Funktion während der laufenden Wahlperiode zurückgelegt.
Ahmads Vita ist ungewöhnlich, für eine Bezirkschefin in Wien.
1991 verließ sie als Siebenjährige die Heimat – die Flucht vor Saddam Husseins Truppen führte die kurdischstämmige Familie aus der nordirakischen Ölstadt Kirkuk über die Türkei nach Österreich. In Klagenfurt fanden die Flüchtlinge Aufnahme. Später ging es weiter nach Wien, wo Saya Ahmad während ihres Studiums der Internationalen Entwicklung in Kontakt mit der Alsergrunder SPÖ – und damit auf den (politischen) Geschmack kam. Nun sieht sie ihrer ersten großen Bewährungsprobe entgegen: der Bezirksvertretungswahl am 11. Oktober.